Digitalisierung Teil 3 – Die Digitalisierung in deutschen Unternehmen

In den Prognosen und Investitionsabsichten der deutschen Unternehmen werden oft Investitionen in die Digitalisierung angekündigt. Es werden teilweise große Summen in die Modernisierung investiert, obwohl Deutschland eigentlich als technologisch hochentwickeltes Land gilt.

In der Realität gelten aber erst unter 30% der deutschen Unternehmen als hoch digitalisiert. Im Gegensatz dazu wird in Deutschland jährlich ein Umsatz von 1,4 Milliarden Euro mit Big-Data-Lösungen erzielt.

Das papierlose Büro ist in Deutschland noch keine Realität!

Für Unternehmen wird es immer schwerer sich der Digitalisierung zu entziehen. Schon lange gehören Faxgeräte nicht mehr zur Grundausstattung von Unternehmen, trotzdem hat sich das papierfreie Büro noch nicht überall durchgesetzt.

Obwohl die Menschen in den letzten Jahrzehnten sich an viele technologischen Verbesserungen gewöhnt haben, macht es vielen noch Probleme sich von Ausdrucken und Papieren in den Büros zu trennen. Das beste Beispiel dafür ist die letzte angekündigte Sparmaßnahme des Volkswagenkonzerns. Die Firmenleitung hat erkannt, dass die Farbausdrucke dem Unternehmen zu viel Geld kosten. Letztes Jahr wurden im Volkswagenkonzern 140 Millionen Seiten ausgedruckt, davon war die Hälfte bunt.

Ein Unternehmen, das auf hochspezialisierte Computeranlagen und Software angewiesen ist, um komplizierte Kraftfahrzeuge zu entwickeln, druckt jedes Jahr noch 140 Millionen Seiten Papier aus. Es beweist, dass viele Unternehmen noch keine digitale Strategie haben und nicht in der Lage sind ihre Prozesse darauf abzustimmen.

In den meisten Unternehmen sind die Kommunikation, die Archivierung und andere Organisationsbereiche aber schon papierlos. Viele Unternehmen haben erkannt, das Papier nicht die gleichen Vorteile bietet wie die digitalen Medien. Sie können überall und von jedem Ort eingesehen werden und können jederzeit geteilt werden. Deswegen setzen auch schon viele Unternehmen eine digitale Kommunikation voraus, weil sie schneller und unkomplizierter ist.

Warum weigern sich noch viele Unternehmen gegen die Digitalisierung?

Viel Unternehmen scheuen sich vor den Investitionen und dem dadurch erforderlichen Umstellungsaufwand. Es müssen ja nicht nur neue Geräte angeschafft werden, die meisten Prozesse in den Unternehmen müssen verändert werden. Wenn Qualitätsnormen als Grundlage für die Firmenleitung zugrunde liegen, kann der Verwaltungsaufwand sehr groß sein.

Je grösser ein Unternehmen ist, desto höher kann der Aufwand sein. Dementsprechend können aber auch viel bessere Einsparungen erzielt werden, wie das Beispiel Volkswagen eindrucksvoll zeigt. Durchschnittlich kosten ein Ausdruck 0,3 Cent, was bei 140 Millionen Ausdrucken eine Summe von 42 Millionen Euro ausmacht und das ohne den Kostenaufwand für die Drucker miteinzubeziehen.

Einer der typischsten Gründe für die Angst vor der Digitalisierung ist die Angst vor der IT-Vulnerabilität. Umfragen in 2018 haben gezeigt, dass schon 54 Prozent der Unternehmen Opfer von Sicherheitsproblemen waren.

Wie weit ist die deutsche Wirtschaft digitalisiert?

Das Bundeministerium für Wirtschaft und Energie hat einen Report über die digitale Situation in Deutschland veröffentlicht. In diesem Bericht wurden 1.062 Unternehmen befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend. Nur 81,6 Prozent der Unternehmen benutzen Computer und 50,7 Prozent der Unternehmen benutzen mobile Endgeräte. Zwar haben 72,6 Prozent der deutschen Unternehmen digitale Infrastrukturen integriert, aber nur 26,3 nutzen digitale Dienste.

Der Anteil der digitalen Prozesse in den Unternehmen liegt mit 66,9 Prozent relativ hoch. Der Digitalisierungsgrad des Angebots deutscher Unternehmen liegt bei 36,7 Prozent, obwohl schon 25,1 Prozent der Umsätze mit digitalen Produkten erzielt wird.

Generell wird der Digitalisierungsgrad der deutschen Wirtschaft von dem Amt mit 54 vom 100 möglichen Punkten bewertet.  Laut dem Report ist der Anteil der Unternehmen, die die Digitalisierung für wichtig halten, im letzten Jahr um 10 Prozent auf 46 Prozent gestiegen. Das heißt, dass die Mehrheit der deutschen Unternehmen noch nicht an die Importanz der Digitalisierung glauben.

Was bedeutet die Digitalisierung in Unternehmen konkret?

Das papierlose Büro ist ein gutes Beispiel für die digitalisierung von Unternehmen. Sie spielt aber nur eine kleine Rolle in der Modernisierung von Unternehmen. Kein Papier mehr zu verschwenden, ist sicher nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes eine gute Idee.

Die neuen Technologien einzusetzen, bietet Unternehmen nicht nur ökonomische Vorteile. Es geht darum die Möglichkeiten der digitalen Technologien zu nutzen, um dem Unternehmen einen Vorteil auf dem Markt zu gewährleisten. Wenn die Daten aller Vorgänge in einem Unternehmen zur Verfügung stehen, können sie für Geschäftsentscheidungen analysiert werden und helfen Entscheidungen auf Tatsachen zu basieren. Ohne die Digitalisierung stehen diese Daten nicht zur Verfügung.

Beispiele dafür sind Daten wie:

  • Durchschnittliche Besuche eines Verkäufers bis zum Verkauf
  • Durchschnittliche Kundenanrufe pro Tag / pro Gebiet
  • Zeitnahe Daten über alle relevanten Firmendaten

In einem digitalisierten Unternehmen stehen alle relevanten Daten zu jeder Zeit zur Verfügung und können nach Bedarf ausgewertet werden. In der Produktion ist die Auswertung der Daten noch viel wichtiger. Falls die Maschinen und die Daten in einer Produktion digital erfasst werden, können die Maschinen in Echtzeit gesteuert werden und mit den Daten Erfahrungswerte gesammelt werden. Diese können helfen die Qualität zu verbessern und zu gewährleisten, sowie die Produktion zu optimieren. In vielen Branchen können die Daten dazu verwendet werden die Produkte zu personalisieren und an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen.

Das beste Beispiel dafür sind die Hersteller von Kraftfahrzeugen, die den Kunden ermöglichen, die gewünschten Farben individuell auszusuchen. Aus der Kombination der Aussenfarben, Inneneinrichtung, Ausstattung und Stereoanlagen, entsteht eine Auswahl von vielen tausend Kombinationen. Die Digitalisierung erlaubt es in der Produktion, die Fahrzeuge genau nach Kundenwunsch zusammenzustellen und zu montieren. Die Möglichkeiten können auch von kleineren Unternehmen genutzt werden, deren Produkte nicht so kompliziert sind wie in der Automobilbranche.

Aber nicht nur die Informationen und die Kontrolle der Produktion sind Vorteile der Digitalisierung. Es geht darum die Information genau an dem Punkt bereit stellen zu können, an dem sie gebraucht wird. Genauso ist es wichtig die Unternehmen auf die Zukunft vorzubereiten, die es ermöglichen wird die künstliche Intelligenz in die Unternehmen zu integrieren.

Das Sammeln von Daten (Big Data) sowie die Kontrolle der digitalisierten Produktion (Industrie 4.0) in der Kombination mit den Cloud-Diensten und anderen digitalen Dienstleistungen, wird Unternehmen den Vorteil am Markt bieten, um Deutschland auch in Zukunft als Marktführer von technologischen Produkten zu etablieren.

Das in Deutschland erst zwei Drittel der Unternehmen auf digitalem Weg mit den Kunden kommunizieren, erscheint für ein technologisch fortschrittliches Land als sehr gering. Auch das erst 44 Prozent der Unternehmen durch die Digitalisierung versuchen Kosten zu senken, lässt Deutschland nicht in einem guten Licht dastehen.

Fazit

Die Digitalisierung ist in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten, wie es viele Anleger vermuten. Die Investitionen in die Technologie, die viele Unternehmen jetzt in ihren Bilanzvorstellungen ankündigen, erscheint im Vergleich zu den Marktdaten erstaunlich gering. Wenn die deutschen Unternehmen nicht den Anschluss verlieren wollen, sind viel größere Investitionen nötig. Wenn ein großer deutscher Autohersteller die vielen bunten Ausdrucke reduzieren möchte und nicht versucht das papierlose Büro zu implementieren, dann sagt das viel über den technischen Stand der deutschen Industrie aus.

Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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