888 Holdings plant Änderung des Firmennamens. Was steckt dahinter?

Aus 888 Holdings wird Evoke – so lauten die Pläne des etablierten Glücksspielkonzerns, der ein Re-Branding, vermutlich aufgrund der negativen Presse, scheinbar dringend nötig hat. Zwar geht es bei den kritischen Berichterstattungen in den Medien nicht um 888 selbst, sondern um die Marke William Hill, aber 888 Holdings ist nun einmal Eigentümer von William Hill.

Das Geschäftsjahr 2023 brachte dementsprechend einige Turbulenzen mit sich und hier scheint es zur geplanten Neuausrichtung zu passen, mit einem neuen Namen an den Start zu gehen. Dass dieser noch eine versteckte Botschaft enthält, werden wir später genauer analysieren.

Wir stellen in diesem Artikel dar, warum das Jahr 2023 für 888 Holdings äußerst kompliziert war und verraten auch, wie es um die Aktie steht und was Anleger bedenken sollten.

Die 888 Holdings im Fokus – das steckt hinter dem Glücksspielunternehmen

Das in Gibraltar ansässige Glücksspielunternehmen gehört zu den alten Hasen der Branche und wurde bereits im Jahr 1997 gegründet. Seit dem Börsengang 2005 erlebten Investoren eine Berg- und Talfahrt, geprägt von enormem Wachstum und einem Absturz, der seinesgleichen sucht.

Der Glücksspielsektor erlebt aktuell einen globalen Boom, auch in Deutschland gibt es zahlreiche neue Unternehmen. Während hierzulande Marken wie NetBet deutsches Casino mit Lizenz auf den Markt bringen, verbreitet die 888 Holdings ihr Angebot primär in Großbritannien, Malta, Gibraltar und Teilen der EU.

Deutsche Lizenzierungen wurden bislang nicht vorgenommen, da hierfür ein Antrag bei der GGL erforderlich wäre. Es erscheint aber denkbar, dass der Glücksspielanbieter hier einen Vorstoß wagen könnte, wenn die Phase der Konsolidierung abgeschlossen ist.

Schlechte Presse durch William Hill brachte die 888 Holdings in Verruf

Im März 2023 wurde es für die Aktiengesellschaft teuer, denn die UK Gambling Commission verhängte eine Gesamtstrafe von umgerechnet 21,8 Millionen Euro. Das ist die höchste Einzelstrafe, die bislang durch die britische Glücksspielbehörde ausgesprochen wurde und sorgte für Aufsehen. Ursächlich für die Bestrafung waren eklatante Versäumnisse dreier Plattformen, die unter dem Unternehmensnamen William Hill veröffentlicht wurden.

Ein Bericht der BBC legte offen, dass die Behörde bei massiven Untersuchungen in den Jahren 2020 und 2021 mehrere Probleme offenlegte. Man warf William Hill unter anderem vor, sich nicht ausreichend um präventive Maßnahmen zur Geldwäsche gekümmert zu haben. Parallel dazu konnte das Unternehmen keinen ausreichenden Spielerschutz sicherstellen.

Beispiel: In einem Einzelfall gelang es einem Kunden der Glücksspielplattform, eine Summe von 36.964 Euro im Zeitraum von zwei Tagen umzusetzen. Es gab keinerlei Rückfragen, aus welcher Quelle der Gesamtbetrag stammte. Ein weiterer Kunde toppte diesen Wert noch, indem er binnen einer Stunde rund 17.060 Euro umsetzte.

Während der deutsche Glücksspielstaatsvertrag die Einzahlungssumme pro Monat auf 1.000 Euro limitiert hat, wurden hier eklatante Versäumnisse aufgezeigt. Grundsätzlich sehen die britischen Behörden eine Erhöhung der vorgegeben Einzahlungsgrenzen nur auf Antrag vor. Bei William Hill wurden die hierfür vorgeschriebenen 24 Stunden Bedenkzeit scheinbar umgangen. Es drohte die Gefahr des Lizenzentzugs, der letztlich nur aufgrund der Kooperationsbereitschaft verhindert werden konnte.

Der Mutterkonzern, die 888 Holdings, schob die Verantwortung von sich und nahm den Portalbetreiber von William Hill ins Visier. Man betonte, dass mit rigoroser Neustrukturierung künftig sämtliche Probleme behoben werden sollen. Seitens der UKGC lautet die Forderung klar, dass es mehr Kontrollen geben müsse.

Ein Brite verspielt im Durchschnitt weniger als 341 Euro im Jahr. Werden dann innerhalb kürzester Zeit Rekordsummen umgesetzt, darf das nicht einfach ohne Nachweis der Geldquelle erfolgen. Es ist Aufgabe der Betreiber zu prüfen, woher das Geld stammt und wie es möglich ist, so viel Geld verlustreich zu investieren.

Alles neu unter dem Namen Evoke – das ist geplant

Im Oktober des vergangenen Jahres wurde Per Widerström zum neuen CEO der 888 Holdings gewählt. Seine Aufgabe wird es sein, die Wertschöpfung des Unternehmens von Grund auf zu verändern.

Das Ziel dahinter ist, die Erfolgsstrategie und das Wachstum der Aktiengesellschaft zu fördern. Man wird sich in der Zukunft unter anderem darauf fokussieren, bislang nicht erschlossene Märkte zu erobern und das Angebot auszubreiten. Dann wäre es auch denkbar, dass sich die 888 Holdings bzw. dann Evoke in Deutschland für eine Lizenz bewirbt.

Der neue CEO selbst bezeichnet die neuen Pläne als eine Art Reset, die Firmengeschichte soll noch einmal neu geschrieben werden. Im Hinblick auf das vergangene Jahr war dieser Schritt wichtig, denn 888 Holdings war in Verruf geraten. Der neue Name hat freilich nur symbolischen Charakter, könnte aber die Marktberichte für Aktionäre in der Zukunft verändern.

Ganz zufällig ist der Name nicht gewählt, denn „Evoke“ steht für „Hervorrufen“ oder auch „Erwachen“. Man kann davon ausgehen, dass der Konzern seinen Aktionären ein Zeichen setzen möchte und bislang scheint das Konzept aufzugehen.

Euphorie und Hoffnung bei den Aktionären

Um die endgültige Namensänderung zu vollziehen, müssen die Aktionäre ihre Zustimmung geben.  Es deutet vieles darauf hin, dass man an die Entwicklung und das Potenzial des Unternehmens glaubt. In jüngster Vergangenheit zeichnete sich ein Aktienwachstum von fünf Prozent ab.

Ein weiterer Blick zurück lässt den Optimismus weiter ansteigen, denn basierend auf 12 Jahren durfte sich das Wertpapier über ein Plus von rund 70 % freuen. Weniger erfreulich wirkt die Gesamtschau der letzten Jahre, denn hier ging der Trend eher seitlich bis abwärts, die Hoffnung stirbt für Aktionäre aber zuletzt.

Die Erfolge der 888 Holdings sind noch nicht so lange her, als dass die Erinnerung schon komplett verblasst wäre. Es ist durchaus denkbar, dass der Austausch auf Führungsebene und der ambitioniert wirkende CEO Widerström für neuen Aufschwung sorgen könnte. Das dürfte dann nicht nur in eine Neuausrichtung des Unternehmens münden, sondern auch in ein spürbares Wachstum an der Börse.

Fazit: Evoke will noch einmal neu durchstarten

Schlechte Presse, Strafzahlungen und ein neuer Name. Bei der 888 Holdings sehnt man sich nach Ruhe, denn das Jahr 2023 war turbulent genug. Hoffnungsträger der Neuausrichtung ist Per Widerström, der von einer echten „Auferstehung“ eines in die Krise geratenen Unternehmens träumt.

Im Moment sieht alles nach deutlicher Unterstützung durch die Aktionäre aus. Bleibt abzuwarten, wie die (bald) ehemalige 888 Holdings im Jahr 2027 ihren 30. Geburtstag erlebt. Bis dahin gibt es noch einige Baustellen abzuarbeiten.

Nach seinem Studium der BWL an der Universtät Mannheim arbeitete Benjamin Linder zunächst für eine deutsche Großbank im Bereich Investment Banking.

Seit 2018 schreibt er Artikel für diverse Online-Publikationen.

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