Welche Gefahr stellen die Strafzölle für die deutsche Industrie dar?

Der amerikanische Präsident hat am Wochenende den geplanten Termin für die Strafzölle gegen China ausgesetzt. Für die EU bedeutet dies aber noch keine Entwarnung.

Letzte Woche haben sich in Bukarest die Minister der Europäischen Union getroffen, um der Handelskommissarin Cecilia Malmström das notwendige Mandat für die Verhandlung mit den USA zu verleihen. Die Gespräche scheiterten, obwohl einige Länder zur Eile gemahnt haben.

Besonders Frankreich und Belgien haben sich geweigert das Mandat zu verleihen, um mit den USA über die Sonderzölle zu verhandeln. Der Europastaatssekretär Jean-Baptiste-Lemoyne will nicht mit den USA unter Drohungen verhandeln, anscheinend hat Emmanuel Macron Angst, dass die Gelbwesten-Bewegung ihm den Ausverkauf Frankreichs vorwerfen könnte.

Andere EU Staaten drängen auf eine schnelle Einigung mit den USA. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz merkte an, dass das Tempo der Verhandlungen der EU dem amerikanischen Präsidenten nicht gefallen würde. Die schwedische Handelsministerin Anne Linde gab zu bedenken, dass in Schweden über 4000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie gefährdet sind. Für Deutschland steht besonders viel auf dem Spiel, der Wirtschaftsminister Altmeier wies daraufhin, dass die EU Ihre Handlungsfähigkeit beweisen müsste, da die Diskussionen mit der USA sich in einer entscheidenden Phase befinden.

Die deutsche Industrie ist besonders gefährdet!

Das Handelsblatt hat in einem Artikel den Umsatz der 30 Dax-Konzerne unter die Lupe genommen. Demnach hat sich der Umsatz der Auslandsgeschäfte in Deutschland in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Während der Anteil der Umsätze vor 30 Jahren noch 50 Prozent betragen hat, sind die Auslandsumsätze in den letzten Jahren auf 79 Prozent angestiegen. Kein anderes Industrieland ist so auf den Export angewiesen, wie Deutschland.

Genau deswegen sind die Drohungen von Donald Trump für deutsche Unternehmen fast wichtiger, als der heimische Markt. Die 30 Dax Unternehmen machen mittlerweile nur noch 21 Prozent ihrer Umsätze in Deutschland, aber schon 22 Prozent in den USA.

Wichtige deutsche Unternehmen wären besonders von den Strafzöllen betroffen. Daimler macht 25 Prozent seines Umsatzes in den USA und Volkswagen 17 Prozent. Der Medizinkonzern Fresenius ist mit 70 Prozent des Umsatzes in den USA besonders gefährdet. Auch die Deutsche Telekom mit 48 Prozent und SAP mit 32 Prozent wären von den Strafzöllen bedroht.

Selbst die 70 nächst großen Unternehmen in Deutschland hängen zu 70 Prozent von dem Export ab. Unternehmen wie Bayer, Linde, Adidas machen sogar doppelt soviel Umsatz in den USA wie in Deutschland. Das Modell der Weltunternehmen mit Sitz in Deutschland wird gefährdet, wenn Zölle und Gegenzölle ein neues Zeitalter des Protektionismus hervorrufen.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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