Aktie von Leoni fällt wegen Prognosen für 2019 stark ab

Die Aktie von Leoni fiel heute im Laufe des Tages um bis zu 20 Prozent, nachdem der Konzernchef Aldo Kamper am letzten Sonntag die Prognosen für 2019 korrigiert hat.

Für die Aktionäre des Autozulieferer Leoni sind gute Nachrichten rar geworden. Das der Konzernchef am Sonntagabend die Prognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert und noch die Entlassung von 2000 Mitarbeiter bekannt gibt, war für die meisten Anleger ein Schock. Laut Kamper wird das Jahresergebnis 2019 weit unter den Prognosen liegen, es könnte auch zu einem Verlust in diesem Jahr führen.

Konsequenzen gibt es auch in der Firmenleitung, der Finanzvorstand Karl Gadesmann soll das Unternehmen verlassen. Kamper wird die Position bis auf weiteres übernehmen. Er wurde von der Osram-Tochter OS Semiconductors geholt, um das Wachstum bei Leoni zu sichern. Bei OS war der Manager erfolgreich und konnte mit Wachstumsraten und Umsatzrenditen von 20 Prozent überzeugen. Die Probleme bei dem Autozulieferer sind aber anscheinend grösser, als der Manager bei seinem Antritt vermutete.

Unter anderem soll das neue Werk in Mexiko nicht so angelaufen sein, wie geplant. Es wurde in einer neuen Gegend gebaut, um weitere Kundenwerke bedienen zu können. Wegen Anlaufproblemen wurde das Ergebnis aber mit 50 Millionen Euro belastet. Zu den Problemen mit dem neuen mexikanischen Werk kam auch noch die schlechte Situation der Automobilindustrie, die mit der Effizienz- und Kostendefizite anderer Standorte eine Korrektion der Prognosen für das laufende Jahr erfordert.

Obwohl die Prognosen vor noch nicht zu langer Zeit veröffentlicht wurden, muss Kamper sie nun nach unten hin korrigieren. Der Ebit von bis zu 130 Millionen für dieses Jahr kann unter den Voraussetzungen nicht mehr erreicht werden. Bereits im Vorjahr fiel der Ebit um mehr als ein Drittel auf 144 Millionen Euro. Die Umsatzprognose von 5,2 Milliarden Euro hält Kamper nicht mehr für erreichbar, wollte aber auch keine neue Prognose mehr für das laufende Jahr wagen.

Die Probleme in der Automobilindustrie beschäftigen im Moment viele Unternehmen. Der Absatz der Fahrzeuge fällt seit Jahren. Viele Automobilhersteller konnten den Boom in China in den vergangenen Jahren nutzen, dessen Absatz im letzten Jahr aber auch drastisch abgenommen hat. Bemerkbar macht sich aber vor allen Dingen die falsche Markteinschätzung der Automobilindustrie in Richtung Elektromobilität. Viele Unternehmen haben es verschlafen, sich in dieser Richtung umzustellen und müssen jetzt versuchen mit hohen Investitionen den Anschluss in dieses Marktsegment wiedergutzumachen.

Das Allheilmittel scheinen im Moment Sparprogramme zu sein, um das Kapital für die Investitionen verfügbar zu machen. Bei dem Wälzlagerspezialisten Schaeffler soll das Programm Race dabei helfen in die E-Mobilität zu investieren, dafür sollen in dem Unternehmen auch 900 Arbeitsplätze abgebaut werden. Kamper will mit dem Sparprogramm Vaue21 Einsparungen bis zu 500 Millionen Euro erreichen. Damit soll es geschafft werden die operative Umsatzrendite um zwei bis drei Prozentpunkte zu steigern. Dank der technologischen Kompetenz und der Marktpositionierung von Leoni, glauben Kamper und der Vorstand des Unternehmens, das Leoni nach der Umsetzung der Maßnahmen wieder zu nachhaltiger Profitabilität zurückkehren wird.

Das Unternehmen soll sich zu einem Systemanbieter weiterentwickeln, in dem auch verstärkt Sensoren in die Kabelbäume integriert werden sollen. Leoni hat sich erfolgreich als Lieferant von Bordnetzen etabliert, die zum größten Teil noch in Handarbeit gefertigt werden. Bei dieser Produktionsart spielen die Personalkosten eine besonders große Rolle. Laut Kamper will das Unternehmen jetzt nicht wie in den vergangenen Jahren auf Wachstum setzen, sondern den Gewinn in den Vordergrund stellen.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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