DAX noch unentschlossen – Netflix enttäuscht die Börse

Der Aufwärtstrend im Deutschen Aktienindex ist weiter intakt. Jetzt ist die Aufmerksamkeit der Anleger auf den anstehenden EU-Gipfel gerichtet, nachdem die Europäische Zentralbank gestern grünes Licht für eine weiterhin lockere Geldpolitik gegeben hat. Der Gipfel der 27 Staats- und Regierungschefs wird zeigen, ob die enge Verzahnung der wirtschaftlichen Stützen von Fiskal- und Geldpolitik nicht am Ende doch noch an den unterschiedlichen Vorstellungen der einzelnen Mitgliedsstaaten über die Details der Ausgestaltung scheitert oder nicht.

Auf den ersten Blick konnten Anleger gestern mit dem Anstieg der Einzelhandelsumsätze in den USA zufrieden sein. Die Daten übertrafen wie so viele andere in den vergangenen Wochen die Erwartungen. Allerdings könnten die nun wieder lokal in steigendem Umfang getroffenen neuen Lockdown-Maßnahmen den Einzelhandel lähmen. Die Dynamik des Aufschwungs könnte dadurch an Fahrt verlieren. Solange diese regional begrenzt bleiben, bremsen sie das Wachstum zwar nicht völlig, beschleunigen es aber auf der anderen Seite auch nicht. Es sind zwei Schritte nach vorn und einen Schritt zurück und dann folgt wieder ein zögerliches Abwarten.

Dass sich bei Anlegern inzwischen auch überzogene Erwartungen entwickelt haben, zeigt Netflix. Eigentlich hatte man damit gerechnet, dass der ‚Stay at Home‘-Trend weiter anhalten und Netflix international kräftig Neugeschäft bescheren wird. Am Ende stellte sich aber heraus, dass nur ungefähr halb so viele Kunden wie erwartet gewonnen werden konnten. Netflix hat ausgerechnet zu einem Zeitpunkt Probleme mit dem internationalen Wachstum, wenn mit Disney und anderen Anbietern auf dem heimischen Markt eine stärkere Konkurrenz entsteht. Die Aktien fielen nachbörslich um zehn Prozent. Einige Anleger haben jetzt bereits die Befürchtung, dass die Berichtssaison vielleicht doch etwas gemischter ausfallen könnte als erhofft.

Im DAX liefern sich Käufer und Verkäufer einen Kampf um die weitere Entwicklung. Eine Trendbewegung ist nicht zu sehen, wenngleich die Käufer in den letzten zehn Tagen zu immer höheren Kursen zugegriffen haben. Die neue Unterstützung im Bereich von 12.800 Punkten sollte verteidigt werden, um eine Korrektur zu vermeiden. Dann könnte sich der Aufwärtstrend über 13.000 Punkten fortsetzen. Allerdings begibt sich der Markt jetzt in die Sommerzeit, in der die Liquidität insgesamt geringer ist als sonst im Jahr. Und damit könnte auch die Dynamik fehlen.

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Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

 

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