Die Macht der Medien am Beispiel von Wirecard – Teil 4

18. Februar 2019 Kurs Aktie Wirecard: 11,80 Euro

Die Bafin verhängt ein Leerverkaufsverbot gegen die Aktien von Wirecard, weil anscheinend eine neue Attacke von Leerverkäufen geplant war.  Die Begründung der BaFin:

Bereits in der Vergangenheit waren inländische Unternehmen Ziel sogenannter Short-Attacken, wodurch die inländische Marktintegrität und das Vertrauen des Marktes in die faire und effiziente Preisbildung gefährdet wurden. Auch die Wirecard AG war in den Jahren 2008 und 2016 Ziel von sogenannten Short-Attacken, bei denen Leerverkäufer durch das Eingehen entsprechender Positionen profitiert haben, die zu entsprechenden Kursrückgängen bei der Wirecard AG geführt haben. Daraus resultierten auch Untersuchungen der BaFin und der Strafverfolgungsbehörden unter anderem wegen Marktmanipulation. Die Short Attacken wurden begleitet und begünstigt von negativen Berichterstattungen in den Medien.

Seit Ende Januar 2019 sind erneut verschiedene negative Presseberichte zu beobachten. In den vergangenen zwei Wochen brach der Kurs der Wirecard AG Aktie beträchtlich ein. Zwischen dem 30.01.2019 und dem 15.02.2019 fiel der Kurs von 167,00 EUR (Eröffnungskurs am 30.01.2019) auf 99,90 EUR (Schlusskurs am 15.02.2019), was eine Reduzierung der Marktkapitalisierung um 40 Prozent bedeutet. Ein signifikanter Kurssturz konnte nach Veröffentlichung eines Presseartikels beobachtet werden, in dem behauptet wurde, Mitarbeiter eines Tochterunternehmens der Wirecard AG in Singapur hätten durch Buchführungsmanipulationen höhere Umsätze vorgetäuscht. Die Presseberichte fallen zeitlich zusammen mit verstärkten Netto-Leerverkaufspositionen (NLP) und mit einer damit einhergehenden starken Volatilität der Aktie der Wirecard AG. Ab dem 01.02.2019 ist ein deutlicher Anstieg der NLP in Aktien der Wirecard AG zu beobachten, der sich ab dem 07.02.2019 noch einmal deutlich verstärkt hat. Auch in den letzten Tagen hat sich die NLP weiterhin deutlich erhöht. Die NLP werden von verschiedenen Inhabern insbesondere aus dem Ausland, auch unterhalb der Veröffentlichungsschwelle, gehalten.

18. Februar 2019 Kurs Aktie Wirecard: 115,80 Euro

Financial Times – Die Financial Times berichtet über den Verbot von Leerverkäufen durch die BaFin. In dem Artikel wird geschrieben: „ Die FT berichtete letzten Monat, dass eine vorläufige  interne Untersuchung bei der deutschen Fintech-Gruppe gefälschte Dokumente und Unregelmäßigkeiten bei der Buchführung festgestellt hatte.“ Das erste Mal ist die Rede von gefälschten Dokumenten. Außerdem behauptet Dan McCrum, das eine an der Untersuchung beteiligte externe Anwaltskanzlei in einem vorläufigen Bericht schrieb, dass aus den dokumentierten Beweisen möglicherweise starke und unwiderlegbare Schlüsse gezogen werden können, das es zumindestens einige Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung gegeben hat, die die Form gefälschter Vereinbarungen haben.

Außerdem behauptet Dan McCrum: Das interne Compliance-Team von Wirecard identifizierte im April 2018 ein Dutzend verdächtiger Transaktionen oder Verträge mit einem Nennwert von etwa 35 Mio. EUR, wie aus den von der FT vorgelegten Dokumenten hervorgeht. Bei einem Projekt ging es darum, 2016 einen rückständigen Vertrag mit einem indischen Unternehmen abzuschließen, das nach den von der FT eingegangenen Unternehmenspapieren und Dokumenten zu klein war, um es zu zahlen.“

Das interne Compliance-Team von Wirecard identifizierte im April 2018 ein Dutzend verdächtiger Transaktionen oder Verträge mit einem Nominalwert von etwa 35 Mio. EUR, wie aus den Unterlagen der FT hervorgeht. Bei einem Projekt ging es darum, 2016 einen rückständigen Vertrag mit einem indischen Unternehmen abzuschließen, das nach den von der FT eingegangenen Unternehmenspapieren und Dokumenten zu klein war, um es zu zahlen.

Das interne Compliance-Team von Wirecard identifizierte im April 2018 ein Dutzend verdächtiger Transaktionen oder Verträge mit einem Nominalwert von etwa 35 Mio. EUR, wie aus den Unterlagen der FT hervorgeht. Bei einem Projekt ging es darum, 2016 einen rückständigen Vertrag mit einem indischen Unternehmen abzuschließen, das nach den von der FT eingegangenen Unternehmenspapieren und Dokumenten zu klein war, um es zu zahlen.

21. Februar 2019 Kurs Aktie Wirecard: 111,50 Euro

Die Financial Times veröffentlicht einen übersetzten Artikel von der deutschen Wirtschaftswoche, die laut der FT den Lesern „versucht“ das Shorting an den Börsen zu erklären. Der Autor Paul Murphy will den Lesern in dem Artikel durch ein Diagramm mit der Anzahl von Shortverkäufen vom 01. Januar 2018 bis zum 19. Februar 2019 beweisen, dass es eine interne Präsentation bei Wirecard gab. Die relativ wenige Anzahl der Shortverkäufe vor der Veröffentlichung des ersten Artikels der FT soll beweisen, das die Marktspekulanten der Ansicht waren, dass der Preis der Wirecard Aktie am Monatsende überbewertet war. Das Interesse an Shortverkäufen explodierte nach dem Erscheinen des ersten Artikels, was der Autor als Beweis dafür sieht, dass die Berichterstattung von der FT fair und genau war.

Bemerkung: Die Erklärung von Paul Murphy ist wenig oder fast gar nicht nachvollziehbar.

12. März 2019 Kurs Aktie Wirecard: 122,60 Euro

Financial Times – Die Financial Times behauptet, dass Wirecard den Kontakt zu Edo Kurniawan verloren hat. Schon zehn Tage nach der Veröffentlichung des ersten Artikels soll der Kontakt abgebrochen sein. Die Informationen sollen bekannt gegeben worden sein, als der Oberste Gerichtshof in Singapur einen von Wirecard eingereichten Fall ablehnte. In dem soll Wirecard sich gegen den Umfang der beschlagnahmten Unterlagen beschwert haben, da sie nicht dem Umfang der FT-Berichte entsprechen.

Dan McCrum behauptet, das nach Angaben der Staatsanwaltschaft werden sechs Mitarbeiter von Wirecard unter dem Verdacht von Straftaten stehen: Herr Kurniawan; zwei leitende Finanzmanager, James Wardhana und Irene Chai; Geschäftsführer Fook Sun Ng und Jeffry Ho Kok Hoong; sowie Grigory Kuznetsov, der für die Lizenzierung von Wirecard-Zahlungsdienstleistungen in Asien verantwortlich ist.

Laut FT prüft die Polizei eine große Anzahl von Firmen, so das Gericht, darunter sechs Wirecard-Einheiten in Indonesien, Malaysia, Indien, den Philippinen und Hongkong sowie elf andere Unternehmen. Die Liste umfasst Matrimonial Global und Flexi Flex, für die Wirecard-Unternehmen in Hongkong, Indonesien, Singapur und Malaysia angeblich rückständige Verkaufsverträge abgegeben haben, wie zuvor von der Zeitung gemeldet wurde.

In dem Artikel wird berichtet, dass die Polizei in Singapur mindestens drei Durchsuchungen durchgeführt hat. Dabei wurden 229 Dokumentenkartons bei einer externen Dokumentenverwaltungsfirma beschlagnahmt. Wirecard gab den Ermittlern nach Angaben der Staatsanwälte keine “vollständige Liste der bei einer externen Firma gespeicherten Dokumente”.  Die Behörden erwarben außerdem eine “verschlossene Sockelschublade und einen Tresor” von Herrn Kurniawan. In einer eidesstattlichen Erklärung sagte Herr Ng, die Polizei hätte nicht den Verdacht haben können, dass sie Beweise enthielt, da sie dessen Inhalt nicht kannten. Die Staatsanwaltschaft sagte, die Logik von Herrn Ng widerspricht seiner Behauptung, dass die Beschwerdeführer [Wirecard] mit der CAD zusammenarbeiten wollen”.

21. März 2019 Kurs Aktie Wirecard: 101,50 Euro

Financial Times – Senior Wirecard Führungskräfte aus Deutschland sollen vier Transaktionen über 2 Millionen Euro genehmigt haben, die im Zentrum der Ermittlungen der Polizei in Singapur geraten sind. Die Zahlungen sollen von der Münchner Bank an das Büro in Singapur weitergeleitet werden. Dies soll Teil der betrügerischen Buchhaltung sein, die von dem Whisteblower bei der FT gemeldet wurde.

22. März 2019 Kurs Aktie Wirecard: 101,00 Euro

Financial Times – Laut FT hat Markus Braun den Mitarbeitern mitgeteilt, dass sich die Vorwürfe über die unzulängliche Buchführung bald auflösen werden. Die Anmerkungen von Markus Braun folgen einen Tag nach einem Bericht der Financial Times, dass bestimmte Führungskräfte der Konzernzentrale in München Transaktionen im Zentrum einer kriminellen Untersuchung in Singapur genehmigt und die Handlungen von sechs Wirecard-Mitarbeitern dort beaufsichtigt haben.

Die Abteilung für kommerzielle Angelegenheiten der Polizei in Singapur untersucht Wirecard und elf “Transaktionsparteien” in einer Untersuchung von mutmaßlichen Fälschungen, gefälschten Dokumenten, Geldwäsche und “Roundtrip” von Geldern – Geldtransfers in ein und aus einem Unternehmen wirken wie Einnahmen von der Geschäftstätigkeit – laut einer gerichtlichen Stellungnahme der Staatsanwälte diesen Monat.

Die Geschichte war die letzte in einer Untersuchung, die auf Informationen von Whistleblowern beruhte, sowie internen Dokumenten, die von der FT eingesehen wurden, einschließlich eines vorläufigen Berichts von Rajah & Tann, der dem Unternehmen am 4. Mai 2018 übermittelt wurde. In einem Brief an Mitarbeiter, Kunden und Investoren sagte Herr Braun, dass das Unternehmen der Ansicht ist, dass Informationen zum Vorteil von Leerverkäufern gefälscht worden seien und aus ungerechtfertigten Unterstellungen und Anschuldigungen bestehen“.

25. März 2019 Kurs Aktie Wirecard: 99,84 Euro

Lesen Sie Teil 5 der Serie morgen früh hier!


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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