Die türkische Lira gerät durch Vertrauensverlust der Anleger unter Druck

Der türkische Präsident Recep Tayip Erdogan hat den Spekulanten gedroht ihnen Disziplin beizubringen und fordert die Notenbank auf, die Inflation der Lira durch Leitzinssenkungen zu bekämpfen.

Am Sonntag finden in der Türkei Kommunalwahlen statt und da kommen die Währungsturbulenzen für die AKK Partei von Recep Erdogan zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Der amtierende Präsident gerät in Gefahr in der Hauptstadt Ankara seine Macht zu verlieren. Deswegen hat er den Wahlkampf zu einer Frage des Überlebens erklärt und legt einen wahren Wahlkampfmarathon mit bis zu fünf Auftritten pro Tag hin.

Die türkische Währung befindet sich schon seit Wochen auf einer Talfahrt. Die türkische Regierung und die Notenbank der Türkei schalteten auf stur und unternehmen nichts, um den Verfall aufzuhalten. Ein Grund für den Verfall der Währung ist der starke USD, weil die US-Notenbank den Leitzins wieder angehoben hat. Der USD wird für Investoren wieder interessanter und Anlagen in Schwellenländer verlieren ihren Reiz. Darunter leidet nicht nur der Euro, sondern auch die „Emerging Markets“, zu denen auch die Türkei zählt.

Ein weiterer Grund ist die politische Situation im Nahen Osten. Die türkische Wirtschaft leidet unter der Instabilität. Es werden weniger Waren nach Syrien und den Irak exportiert. Die türkische Regierung hat ein milliardenschweres Investitionsprogramm aufgelegt, das aber zum größten Teil durch Privatkredite abgesichert wird und die Situation noch kritischer macht.

Für den Präsidenten Recep Erdogan ist es klar, wer die Schuldigen sind. Die USA und andere westlichen Länder wollen die Türkei durch die Angriffe auf den Wechselkurs in eine Falle locken. Vor Jungwähler in Ankara erklärte er, das die Banken vor den Wahlen ihre Spielchen mit der Währung trieben.

Schon gestern gerieten die Lira und die türkischen Anleihen unter Druck. Die Anleger fürchten sich vor neuen politischen Spannungen zwischen der Türkei und der USA. Dadurch könnte die türkische Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auch heute haben sich die Anleger fluchtartig aus der türkischen Lira zurückgezogen. Gegenüber dem USD verlor die Währung bis zu 5,3 Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 5,6110 Lira. Der Euro verteuerte sich auf 6,3235 Lira. Der amerikanische Sender CNBC gab der türkischen Zentralbank die Schuld, weil sie die eigenen Währungsreserven drastisch abgebaut hat.

Die Situation spitzte sich gestern zu, weil türkische Banken den ausländischen Investoren keine Lira mehr ausgaben, um die Wetten auf die türkische Währung zu erschweren. Der Chef des türkischen Bankenverbands wies diese Praktiken als unwahr ab. Auf dem Geldmarkt in Großbritannien entspannte sich die Situation im Laufe des Tages. Die Zinsen für Übernachtkredite fielen bis auf 50 Prozent, während sie am Mittwoch noch auf 1200 Prozent gestiegen waren.

Auch die türkischen Anleihen wurden heute abgestoßen. Die Rendite der bis 2030 laufenden Dollar-Bonds fiel dadurch auf 8,309 Prozent an. Die Absicherung eines zehn Millionen USD schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall stieg von 36.000 USD auf bis zu 506.000 USD an.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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