Ryanair – wie eine Fluggesellschaft den europäischen Markt eroberte

Billiganbieter Ryanair

Vor fast genau 20 Jahren landete das erste Flugzeug von Ryanair auf dem ehemaligen Militärflughafen Frankfurt-Hahn. Seitdem hat die Fluggesellschaft den europäischen Flugverkehr mit Billigflügen revolutioniert.

Kurz einmal für 4,99 Euro über Ostern nach Marrakesch fliegen, der irische Billigfluganbieter Ryanair macht es möglich. Der Kunde bekommt dafür nur einen spärlich ausgerüsteten Sitzplatz und muss für alle anderen Leistungen kräftig zuzahlen, trotzdem sind diese Angebote in Deutschland besonders beliebt und haben viele andere Fluglinien in finanzielle Probleme getrieben.

Die Fluglinie begann 1985 mit einer alten Turboprop Maschine mit 15 Sitzen. Bis 2000 hatte sich der Maschinenpark von Ryanair schon auf 31 Flugzeuge erhöht, mit denen 43 Ziele in Europa angeflogen wurden. Heut besitzt die irische Fluglinie mehr als 400 Flugzeuge, die 2.000 Mal am Tag starten und 1800 Ziele anfliegen. In Deutschland landeten die ersten Maschinen von Ryanair 1999 auf dem ehemaligem Militärflughafen Frankfurt-Hahn. Sie flogen zweimal täglich den Flughafen London-Stansted an und transportierten schon in den ersten beiden Jahren über 300.000 Passagiere.

Die Fluglinie hat den europäischen Markt in kurzer Zeit mit Billigpreisen überrollt. Es ist ein harter Preiskampf entstanden, der auch an Ryanair nicht ohne Konsequenzen blieb. Das letzte Quartal im vergangenen Jahr sorgte für einen Verlust von 20 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen musste mehrmals die Gewinnprognosen senken und prognostiziert trotzdem in diesem Jahr einen Gewinn von einer Milliarde Euro.

Für den CEO Michael O´Leary gibt es keinen anderen Weg als die Preise weiterhin möglichst niedrig zu halten. Dafür will er auch ein bisher erfolgreiches Konzept weiterhin verfolgen. Der rasante Aufstieg des Unternehmens wurde erst durch das Internet möglich. Schon Ende 2000 wickelte Ryanair mehr als 65 Prozent aller Buchungen über das Internet ab. Die Provisionen für Reisebüros und Buchungssysteme konnten eingespart werden und waren dadurch ein wichtiger Faktor für die Preisgestaltung der Flüge.

Das erfolgreiche Konzept will O´Leary jetzt noch weiter aufbauen. Die Kunden bekommen mit dem Flugticket nur einen Sitzplatz und müssen jede andere Leistung selber bezahlen. Der Servicesektor des Unternehmens ist sehr erfolgreich und trägt jetzt schon 27 Prozent zum Umsatz bei. Jetzt wird das Unternehmen aber auch zusätzliche Serviceleistungen anbieten. Angefangen vom Priority Boarding bis hin zu Komplettangeboten mit Unterkünften und Leihwagen, sollen in Zukunft auf der Webseite von Ryanair gebucht werden können.

Das Unternehmen will sich in dem günstigen Sektor als Komplettanbieter etablieren und will das „Amazon of Travel“ werden. Die Auswertung der Kundendaten ist dabei für das Unternehmen besonders wichtig. Helfen soll dabei der irische Datenspezialist Boxever, mit dem ein Fünfjahresvertrag abgeschlossen wurde. Die Firmenentscheidung werden in Zukunft mehr auf den Auswertungen der Kundendaten getroffen und das Angebot dementsprechend ausgerichtet.

Bei der Expansion will Ryanair sich mehr auf den Aufkauf von lokalen Fluglinien konzentrieren und jetzt mehr das Branding der aufgekauften Unternehmen nutzen. Mit Ryanair DAC in Irland, Ryanair UK in Großbritannien, Laudamotion in Österreich und Buzz in Polen, drängt Ryanair in Europa die Luftfahrtkonkurrenz mit Billigangeboten aus dem Geschäft, um sie dann günstig aufzukaufen.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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