DAX durchbricht wichtige Unterstützung – US-Zinssenkung schürt nur noch mehr Panik

Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve haben immer eine doppelte Bedeutung. Sie helfen, die Lage am Kapitalmarkt zu stabilisieren und Finanzierungs- und Liquiditätsbedingungen zu verbessern. Sie sind aber auch ein Warnsignal. Die Tatsache, dass die Fed drei Tage vor ihrer normalen geldpolitischen Sitzung die Zinsen drastisch senkt, ein Anleihekaufprogramm beschließt und sich dafür auch mit anderen, weltweiten Zentralbanken abstimmt, lässt aufhorchen. Die hastige Reaktion führt wie schon bei der ersten Zinssenkung vor zwei Wochen nun eher zu neuer Panik unter den Anlegern als zu allem anderen. Es stellt sich die Frage, ob die Fed nicht noch hätte die drei Tage warten können oder dafür die Situation schon zu schlimm ist.

Tatsächlich verändern sich die fundamentalen Rahmenbedingungen schlagartig. Länder riegeln Grenzen ab. Das wirtschaftliche Leben kommt zum Stillstand. Die Angst vor dem Unbekannten hat die Psyche der Menschen und damit auch die Börsen fest im Griff. Die Futures der amerikanischen Indizes sind seit gestern um kurz vor Mitternacht “Limit Down” gestellt.

Der Deutsche Aktienindex durchschlägt seinen Boden aus dem Jahr 2016 endgültig. Damit ist der Index nun auch technisch betrachtet offiziell im Bärenmarkt angekommen. Orientierung und mögliche Unterstützung könnten das Hoch aus dem März 2000 und Sommer 2007 bei 8.136 Punkten bieten.

Egal, was die Börse jetzt kurzfristig nach oben macht, eine wirkliche Erholung muss mit einem Aufwärtsimpuls beginnen. Dieser sollte mehrere Monate dauern. Das Zerschlagen des Bodens mit einem Unterschreiten von 8.696 Punkten heute Morgen ist eine folgenschwere Entwicklung. Bis zu einer neuen Bodenbildung könnte es gut ein halbes Jahr dauern, wenn nicht noch länger. Das zeigt die Tragweite der aktuellen Geschehnisse. Solange der Markt aber immer wieder neue Tiefs ansteuert und zu keiner deutlichen Erholung ansetzt, wird dieser Zeitraum nur weiter in die Zukunft verschoben.

Alle Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken sind zumindest bislang an den Märkten verpufft. Jetzt warten alle auf den Höhepunkt bei den Infektionszahlen – nicht auf die nächste geldpolitische Unterstützung.

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Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

 

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