So hängen US-Schuldengrenze und BoJ-Meeting zusammen

So hängen US-Schuldengrenze und BoJ-Meeting zusammen
von Sven Weisenhaus

Es ist aktuell äußerst interessant und spannend zu beobachten, wie sich der DAX auf seinem erreichten Niveau halten kann und sich gegen jeglichen Ansatz eines Rücksetzers zur Wehr setzt. Doch klar ist, dass diese Serie irgendwann reißen wird. Und ich gehe davon aus, dass es eher früher als später dazu kommt.

Mit dieser Einschätzung stehe ich offenbar nicht alleine. Denn Bernd Raschkowski hat jüngst eine Reihe von Gewinnmitnahmen getätigt. Und diese sind mindestens genauso faszinierend wie die aktuelle Stärke des DAX.
Denn erst am vergangenen Freitag realisierte er für seine Leser des „Allstar-Trader“ die folgenden Erträge:
+ 10,28 % mit Aktien von Vestas (gekauft am 05.08.2022)
+ 20,79 % mit Aktien von Delivery Hero (gekauft am 30.11.2022)
+ 37,36 % mit Aktien von TAG Immobilien (gekauft am 02.12.2022)
Und heute legte er mit folgenden Verkäufen nach:
+ 10,43 % mit Aktien von SGL Carbon (gekauft am 17.08.2022)
+ 45,51 % mit einem Long-Trade auf Bayer (gekauft am 21.12.2022)

Für einige der teils sehr hohen Gewinne bedurfte es nur wenige Handelstage. Möglich gemacht hat dies natürlich die massive Jahresanfangsrallye der Aktienmärkte. Jetzt bin ich gespannt, ob die Gewinnmitnahmen zum richtigen Zeitpunkt gekommen sind und es zu einem Rücksetzer kommt, so dass man die Trades vielleicht zu günstigeren Kursen zurück ins Depot holen kann.

Wird die Schuldengrenze dieses Mal wieder zum Problem?

Am Freitag hatte ich bereits einige Aspekte genannt, die eine solche Gegenbewegung auslösen könnten. Und am Sonntag fragte mich ein Leser nach einem weiteren Risikofaktor, der in Kürze schon eine Rolle spielen könnte: die Notwendigkeit, eine Erhöhung der Schuldengrenze in den USA zu beschließen. Ihm antwortete ich Folgendes:

In der Tat sind die Schulden der USA ein Risikofaktor. Erst am vergangenen Freitag wurde gemeldet, US-Finanzministerin Janet Yellen habe in einem Brief an den US-Kongress geschrieben, die Schuldenbremse könne schon am kommenden Donnerstag erreicht sein. Es droht daher (erneut) die Zahlungsunfähigkeit der Regierung.
Durch ‚außerordentliche Maßnahmen‘ könne ein Zahlungsausfall allerdings noch bis voraussichtlich Anfang Juni hinausgezögert werden.

Angesichts der Tatsache, dass inzwischen die Republikaner die Mehrheit im Kongress haben und sie dadurch die Anhebung des Schuldenlimits verhindern könnten, sollte man diese Problematik aber im Auge behalten.
Zumal der neu gewählte Vorsitzende der Parlamentskammer, Kevin McCarthy, gerade in dieser Hinsicht unter Druck steht. Denn die Republikaner hatten vor seiner Wahl bereits gesagt, man wolle die verschwenderische Art, mit der Geld ausgegeben wird, ändern.

Jetzt auf eine Erholung beim USD/JPY setzen?

Am Samstag erhielt ich dann noch eine Leser-Mail, die auf den ersten Blick mit dieser Problematik in den USA nichts zu tun hat. Denn der Leser fragte mich, ob es jetzt nicht eine Überlegung wert sei, kurzfristig auf eine Erholung beim USD/JPY zu setzen. Hier lautete meine Antwort wie folgt:

Heute lese ich die Nachricht, dass Anleger befürchten, die japanische Zentralbank könne auf ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch beschließen, die geldpolitischen Zügel erneut anzuziehen und erneut höhere Zinsen am Anleihemarkt zuzulassen. Dies würde den Yen weiter stärken und den USD/JPY womöglich weiter fallen lassen. – Wir haben es also mit einer fundamental sehr ungewissen Marktsituation zu tun, da nicht klar ist, welche Entscheidung die Notenbank treffen wird.

Hinzu kommt, dass der USD/JPY derzeit sehr dynamisch und weit korrigiert hat, nachdem er zuvor sehr dynamisch und weit zugelegt hatte, bis hin zu einer deutlichen Übertreibung. Er war also massiv überkauft und ist nun kurzfristig deutlich überverkauft. – Da Übertreibungen länger anhalten können als man erwartet, ist auch die charttechnische Entwicklung derzeit sehr ungewiss.

In einem solchen Umfeld sind Trades reine Spekulation. Und daher nehme ich aktuell von einem konkreten Trade Abstand.

So hängen die US-Schuldengrenze und die Sitzung der BoJ zusammen

Das Bindeglied zwischen der Schuldenproblematik der USA und der Sitzung der Bank of Japan ist der USD/JPY. Sollte der Streit zwischen Republikanern und Demokraten über die Frage eskalieren, wie mit den der Regierung zur Verfügung stehenden Mitteln umzugehen ist, könnte dies den US-Dollar belasten. Der USD/JPY könnte also weiter fallen. Und wenn die japanische Notenbank am Mittwoch einen weiteren Schritt zur Straffung ihrer Geldpolitik verkündet, könnte dies den Yen stärken. Auch in diesem Fall würde der USD/JPY wahrscheinlich weiter nachgeben.

USD/JPY ist reif für eine Gegenbewegung

Der aktuelle Abwärtstrend könnte sich also noch etwas fortsetzen. Zumal der Wechselkurs mit diesem Trend inzwischen mehr als 61,80 % der vorherigen Aufwärtsbewegung korrigiert hat. Dies deutet häufig auf ein Ende der Aufwärtsbewegung hin. Und daher ist auch aus Sicht der Fibonacci-Marken mit weiter fallenden Kursen zu rechnen.

Allerdings kann man auch argumentieren, dass der USD/JPY mit nur einer Abwärtswelle bereits mehr als 61,80 % der vorherigen Aufwärtsbewegung korrigiert hat und der Abwärtstrend damit schon sehr reif ist – reif für eine Gegenbewegung.

Ein möglicher Tradingansatz

Und wenn die Bank of Japan am Mittwoch an ihrem aktuellen geldpolitischen Pfad festhält, könnte dies eine Gegenbewegung in die Wege leiten, so wie ich sie eigentlich auch schon Ende 2022 erwartet hatte (siehe unter anderem „USD/JPY: Nach der EZB überraschte die BoJ die Märkte“).

Aber selbst, wenn es durch die BoJ-Entscheidung noch einmal zu einem Abverkauf kommt, könnte dieser quasi eine Art Sell-Off im aktuellen Abwärtstrend auslösen, der dann das letzte Kapitel dieser Abwärtswelle schreibt. Spätestens dann rechne ich mit einer Gegenbewegung.

Man könnte also schon jetzt auf eine Kurserholung setzen oder erst nach der geldpolitischen Entscheidung am Mittwoch. Allerdings sollte man diesen Trade in jedem Fall als spekulativ betrachten. Dementsprechend vorsichtig sollte man hier Kapital einsetzen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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