Überraschendes neues Maßnahmenpaket der PBoC

Überraschendes neues Maßnahmenpaket der PBoC
von Sven Weisenhaus

Die Aktienmärkte zeigen sich weiterhin in bullisher Stimmung. Und sie konnten gestern bereits im nächtlichen Handel (MESZ) wieder Kursgewinne erzielen, weil von der chinesischen Zentralbank (PBoC) das umfassendste Maßnahmenpaket seit der Corona-Pandemie verkündet wurde, wie Medien berichteten.

Neues Maßnahmenpaket der chinesischen Zentralbank

Konkret soll der Reservesatz für Banken (RRR) um 0,5 Prozentpunkte gesenkt werden. Damit könnte die Kreditvergabe um rund eine Billion Yuan (umgerechnet ca. 130 Milliarden Euro) gesteigert werden. Die PBoC stellte zudem in Aussicht, dass der Satz je nach Liquiditätslage im Jahresverlauf erneut um 0,25 bis 0,50 Prozentpunkte gesenkt werden könnte.

Darüber hinaus sollen weitere wichtige Zinssätze reduziert werden, darunter der siebentägige umgekehrte Repo-Satz, der um 0,2 Prozentpunkte auf 1,5 % gesenkt wird. Zudem wird der in einer Krise steckende Immobilienmarkt gestützt, unter anderem durch die Senkung der durchschnittlichen Zinsen auf ausstehende Hypothekendarlehen um 0,50 Prozentpunkte sowie der Mindestanzahlung für alle Wohnimmobilien auf 15 %.

Außerdem legt die Notenbank zwei neue Instrumente zur Ankurbelung des Kapitalmarkts auf: Das erste – ein SWAP-Programm in Höhe von 500 Milliarden Yuan – soll Fonds, Versicherern und Brokern einen leichteren Zugang zu Finanzmitteln ermöglichen, um Aktien zu kaufen. Das zweite stellt Geschäftsbanken bis zu 300 Milliarden Yuan an günstigen Notenbank-Krediten zur Verfügung, um sie bei der Finanzierung von Aktienkäufen und -rückkäufen von Unternehmen zu unterstützen.

Maßnahmen der PBoC wirken chaotisch und unkoordiniert

Insgesamt wirkt das Vorgehen der chinesischen Zentralbank etwas chaotisch und unkoordiniert. Denn noch am Freitag hatte die Notenbank beschlossen, ihre Leitzinsen unverändert zu belassen (siehe „PBoC und BoJ folgen nicht der EZB und Fed“). Vorgestern kam dann allerdings bereits die Meldung, dass überraschend der 14-Tage-Reposatz um 10 Basispunkte reduziert wird. Und gestern nun das Maßnahmenpaket, zu dem allerdings kein genauer Zeitpunkt für dessen Inkrafttreten genannt wurde.

Aktienmärkte begrüßen das Programm mit steigenden Kursen

Dennoch reagierten die Börsen sehr positiv auf die gestrige Meldung, da die Maßnahmen die Erwartungen der Marktteilnehmer übertroffen haben. Der chinesische Aktienindex Hang Seng zog zum Beispiel um mehr als 6 % an (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).

Damit hat der Index nun auf beeindruckende Weise nicht nur die wichtige Abwärtstrendlinie (dick rot) und das Hoch vom 30. August nachhaltig überwunden, sondern auch die vorherigen Zwischenhochs sowie das 61,80%-Fibonacci-Retracement der „Sommer-Korrektur“ bei 18.488,15 Punkten. Der Anstieg über diese Hürden bot gestern Chancen für neue Long-Positionen.

Denn nun besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Korrektur beendet ist und sich ein neuer Aufwärtstrend etablieren kann, der bereits mit dem Korrekturtief vom 22. Januar begonnen hat. Der dynamische Anstieg bis zum 17. Mai war womöglich die erste impulsive Aufwärtswelle (Welle 1). Der anschließende Rücksetzer war die erste Korrekturwelle (Welle 2). Und nun sollte die zweite Impulswelle (Welle 3) auf ein neues Erholungshoch führen.

Der chinesische Markt ist grundsätzlich spekulativ

Long-Positionen auf den chinesischen Aktienmarkt bzw. konkret den Hang Seng erscheinen nun also aus charttechnischer Sicht wieder gewinnversprechend. Aufgrund des intransparenten Vorgehens sowohl der Regierung als auch der Zentralbank des Landes ist eine Investition in den chinesischen Markt aber grundsätzlich mit erhöhten Risiken verbunden und somit als spekulativ zu bezeichnen.

Zumal die wirtschaftlichen Probleme mit dem Beschluss von Maßnahmen natürlich noch nicht gelöst sind. Stattdessen müssen die Maßnahmen erst einmal noch in Kraft treten, umgesetzt werden und dann letztlich im Idealfall konjunkturstimulierend wirken. Das kann dauern.

Aber der Aktienmarkt nimmt ja solche Entwicklungen vorweg. Also könnte man zunächst vorsichtig einsteigen. Und wenn sich abzeichnet, dass die Maßnahmen funktionieren, sie zur Problemlösung beitragen, die Wirtschaft dadurch wieder stärker expandiert und die Aktienkurse einen klaren Aufwärtstrend ausbilden, kann man nachlegen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

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