US-Inflationsdaten helfen dem Nasdaq 100 und dem EUR/USD

Gestern standen an den Börsen Inflationsdaten im Fokus. Einen guten Anfang machte dabei China. Zwar legten die Preise für die chinesischen Verbraucher im Juli um 2,7 % im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, womit die höchste Inflationsrate seit zwei Jahren erreicht wurde, doch stiegen die Erzeugerpreise mit einer Jahresrate von 4,2 % so langsam wie seit fast anderthalb Jahren nicht mehr. Im Juni lag das Plus noch bei 6,1 %.

Erzeugerpreise in China

Das ist auch für die Wirtschaft und Verbraucher in Deutschland eine gute Nachricht. Denn aus keinem anderen Land der Welt werden so viele Waren importiert wie aus der Volksrepublik. 2021 lag der Wert bei insgesamt mehr als 142 Milliarden Euro. Und steigen die Erzeugerpreise in China weniger stark, dämpft dies die importierte Inflation in Deutschland.

Wird die Inflation in Deutschland noch zweistellig?

Apropos Inflation in Deutschland: Laut den gestern veröffentlichten endgültigen Daten lag die jährliche Rate im Juli hierzulande bei +7,5 %, nach noch +7,9 % im Mai und +7,6 % im Juni.

jährliche Inflation in Deutschland

Dies entspricht einer früheren Vorabschätzung (siehe dazu auch Börse-Intern vom 29. Juli). Die Daten sind daher kaum relevant. Wichtiger ist vor diesem Hintergrund die Information, dass Maßnahmen wie das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt dabei geholfen haben, die Teuerungsrate um rund 2 Prozentpunkte zu drücken.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Teuerungsrate ohne staatliche Eingriffe im Juni, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI), bei 10,2 % gelegen hätte, statt bei 8,2 %. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Und diese bedeutet auch: Wenn diese Maßnahmen auslaufen und ab Oktober zusätzlich die Gas-Umlage erhoben wird, könnte die Inflationsrate im vierten Quartal im schlimmsten Fall sogar kurzzeitig noch zweistellig werden, warnen Experten. „Im Extremfall werden das Ende des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts, die üblichen Gaspreiserhöhungen sowie die Gas-Umlage die deutsche Inflationsrate etwa drei Prozentpunkte nach oben treiben“, sagte zum Beispiel Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

US-Inflation im Juli unter den Erwartungen

Es braucht daher dringend Signale, dass dieser neuerliche Inflationsschub nur vorübergehend ist, weil andere Preisdaten bereits nach unten zeigen, wie die chinesischen Erzeugerpreise. Und da kamen dann gestern auch die Inflationsdaten aus den USA gerade rechtzeitig. Denn diese überraschten mit einem stärkeren Rückgang als vom Markt mehrheitlich erwartet.

Im Juli liegt die Jahresteuerungsrate demnach bei +8,5 %, nach +9,1 % im Juni (siehe folgende Grafik). Die Konsensschätzung lag bei +8,7 %. Im Monatsvergleich ist es zu einer Stagnation der Preise gekommen. Hier wurde ein Wert von +0,2 % erwartet, nach +1,3 % im Juni.

Inflation der USA (jährlich)

Bei der Kernrate waren es +0,3 % zum Vormonat, nach +0,7 % im Juni und statt erwarteter +0,5 %. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Kernrate unverändert zum Juni bei +5,9 % (siehe Grafik), während Expertem im Durchschnitt einen Anstieg auf 6,1 % auf dem Schirm hatten.

Nachlassende Inflations- und Zinssorgen

Die Inflationsdaten fielen also besser aus als erwartet bzw. befürchtet. Und das führte sichtbar zu nachlassenden Inflations- und Zinssorgen. Denn an der Börse ließen sich entsprechende Marktreaktionen ablesen: Die Anleihen- und Aktienkurse machten ebenso einen Freudensprung wie der EUR/USD. Denn die Renditen und der Dollar gaben in Erwartung weniger stark steigender (Leit-)Zinsen nach. Und das verhalf dem Aktienmarkt gestern wieder zu Kursgewinnen.

Nasdaq 100 sieht kurzfristig bullish aus

Der Nasdaq 100 kehrte dadurch mit im gestrigen Tageshoch von bislang 13.357 Punkten schon zu seiner wichtigen Abwärtstrendlinie zurück (dick rot im folgenden Chart, grüne Ellipse). Gemäß der vorgestrigen Analyse ist dies bullish zu werten. Hinzu kommt, dass der Technologieindex mit dem Rücksetzer der vorangegangenen beiden Handelstage und den gestrigen Kursgewinnen den Ausbruch aus einem kurzfristigen Aufwärtstrendkanal (grün) aus Sicht der Bullen erfolgreich getestet hat (grüner Pfeil). Und so stehen die Chancen nun hoch, dass die Abwärtstrendlinie gebrochen wird. Das ist allerdings bislang noch nicht gelungen (roter Pfeil).

Nasdaq 100 - Chartanalyse

Man muss also weiterhin abwarten, bis sich eine klare Entscheidung an der Abwärtstrendlinie abzeichnet. Selbst bei einer Entscheidung für die Aufwärtsseite warne ich dennoch vor zu viel Euphorie. Denn selbst wenn der Bruch der Linie gelingt, gehe ich von einem baldigen Rücksetzer aus. Denn der Nasdaq 100 ist spätestens im Bereich von 14.000 Punkten kurzfristig überkauft. Das Kurspotential sehe ich daher kurzfristig als begrenzt an.

EUR/USD: Bullisher Ausbruch aus Seitwärtskonsolidierung

Mehr Aufwärtspotential sehe ich beim EUR/USD. Denn diesem ist durch den gestrigen Kursschub idealtypisch der bullishe Ausbruch aus einer kurzfristigen Seitwärtskonsolidierung gelungen. Damit wurde ein sehr bullishes Signal gesendet, was auf eine Fortsetzung der Kurserholung hindeutet.

EUR/USD - Chartanalyse

Allerdings hat es auch der EUR/USD noch mit einer wichtigen Abwärtstrendlinie zu tun, die noch nicht überwunden ist. Zudem ist der Kurs gestern von unten an einen ehemaligen Unterstützungsbereich gestoßen (grün). Wenn aber nicht nur der Nasdaq 100, sondern auch der EUR/USD seine Abwärtstrendlinie brechen kann, sehe ich beim Euro größere Kurschancen, da dieser noch nicht überkauft ist. Im Gegenteil: Durch die Seitwärtskonsolidierung hat er neue Kraft gesammelt, die sich nun entladen kann.

Jetzt heißt es also: zurücklehnen und die weitere Kursentwicklung entspannt beobachten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *