Der Bayer Vorstand wird von den Anlegern nicht entlastet!

Bayer und Monsanto

Der Chemiekonzern Bayer war einmal einer der sichersten Börsenwerte im Dax 30, bis der Konzern den amerikanischen Glyphosat-Hersteller Monsanto kaufte. Jetzt wurde auf der Hauptversammlung der Anleger der Führungsspitze von Bayer aus diesem Grund das Misstrauen ausgesprochen.

55,5 Prozent der Anleger sprachen sich bei der Abstimmung gegen die Entlastung des Vorstands aus. Die gilt als peinliche Rüge für den Konzernchef Werner Baumann, der im letzten Jahr noch mit 97 Prozent entlastet wurde.

Werner Baumann trat vor fast genau drei Jahren seinen Posten als Leiter des Leverkusener Chemieunternehmens an. Schon kurz nach seinem Antritt, am 23. Mai gab er das erste Gebot für den US-Agrarchemie-Spezialisten Monsanto ab. Es sah so aus, als ob der Kauf den Chemiegiganten noch grösser machen würde, jetzt hat die Realität die Führungsspitze des deutschen Chemiekonzerns aber eingeholt.

Der Kauf wurde für 63 Millionen USD abgeschlossen, zu Zeiten, als das Wertpapier von Bayer noch 140 Euro Wert war. Der Kauf hat den Aktienwert von Bayer seitdem halbiert. Die Aktie ist heute nur noch 61,55 Euro Wert und Bayer hat heute einen aktuellen Börsenwert von rund 60 Milliarden Euro und läuft Gefahr, selbst übernommen zu werden. Viele Analysten sprechen von dem Industriegiganten, der selber zu einem Zwerg mutiert ist.

Das Problem ist Glyphosat. Monsanto hat das Unkrautvernichtungsmittel in den 70er Jahren auf den Markt gebracht und damit viel Geld verdient. Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinigten Nationen stufte Glyphosat schon 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, noch vor dem Kauf von Bayer.

Werner Baumann versuchte noch auf der Aktionärsversammlung den Kauf von Monsanto trotz des Glyphosatskandals zu verteidigen. Es soll Bayer als ein führendes Unternehmen im Agrarbereich etabliert haben. Ob bei Saatgut, Pflanzenschutz, Biotech, Gentechnik oder digitaler Landwirtschaft, Bayer und Monsanto würden sich einfach perfekt ergänzen. Er stellt sogar jetzt auch noch in Aussicht, dass sich der Monsanto Kauf auch bald finanziell lohnen wird. Vier Jahre nach der Übernahme glaubt ihm das keiner mehr, zu mindestens nicht 55,5 Prozent der Anleger.

Die Glyphosat-Prozesse können dem Konzern noch teuer zu stehen kommen

Die ersten Entscheidungen sind in den Gerichten in den USA gefallen. Die ersten zwei Jurys halten den Konzern für schuldig und fordern jeweils Schadensersatz in Höhe von 80 Millionen USD. In beiden Gerichtsurteilen ging Monsanto in Berufung, aber es warten noch rund 13.400 Kläger auf ihren Termin.

Baumann drückt sein Mitgefühl für die beiden Kläger aus, will die Entscheidungen aber nicht so hinnehmen. Seiner Meinung sind die auf Glyphosat basierenden Produkte nicht der Auslöser für die schweren Krankheiten der Kläger. In beiden Fällen hat sich Bayer für die nächste Instanz entschieden und stützt sich auf zahlreiche Studien und die Tatsache, dass viele Behörden weltweit das Unkrautvernichtungsmittel zugelassen haben.

Die Anleger sehen die Entscheidung Baumanns kritischer und bezweifeln die korrekte Bewertung der Probleme von Monsanto, das den Bayer-Konzern mit dem Glyphosat-Virus infiziert hat. Dem amerikanischen Unternehmen wird außerdem vorgeworfen, die Bauern weltweit durch die Kombination von Unkrautvernichtern und gentechnisch veränderten Pflanzen abhängig gemacht zu haben. In Indien sollen sich schon einige Bauern umgebracht haben, weil sie die hohen Preise für das Saatgut und der Unkrautvernichter nicht mehr aufbringen können.

Alle Vorwürfe streitet Baumann immer wieder mit der Zulassung der Regulierungsbehörden ab, die das Mittel als unschädlich befunden haben. Die Zukunft werde zeigen, dass sich die Unternehmensleitung nichts vorzuwerfen hat, was auch zwei unabhängige Gutachten erwiesen haben sollen.

Der Konzern hat bis jetzt schon 600 Millionen Euro für die Gerichtsvorfälle zurückgestellt. Analysten erwarten aber Gerichtskosten bis zu 15 Milliarden Euro. Die Anleger haben auf der Versammlung der Bayer-Führung das Misstrauen ausgesprochen, der Vorstand hält aber zu dem Konzernleiter, der die Stärken der Bayer AG künftig wieder deutlicher zur Geltung bringen will und damit das Vertrauen der Aktionäre in das Unternehmen und seine Strategie vollständig wieder zurückgewinnen will.

Für Bayer werden die Gerichtsverfahren in den USA in diesem Jahr ausschlaggebend sein. Die Menge der Klagen und die Höhe der Schadensersatzansprüche werden die Zukunft des Chemieunternehmens bestimmen.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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