Osram Aktienanalyse – von einer Krise in die andere

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Der Lichtkonzern Osram macht seit letztem Jahr durch die fortlaufenden Prognosesenkungen und Krisenmeldung auf sich aufmerksam. Wie reagiert der Aktienwert auf die Meldungen?

Das größte Problem des Osram Konzerns ist die Abhängigkeit von der Automobilindustrie, die seit letztem Jahr an Absatzproblemen leidet. Das zweite Standbein ist der Smartphone-Markt, der im letzten Jahr auch nicht durch hohe Absatzzahlen glänzen konnte. Die Hoffnungen auf eine Übernahme von Finanzinvestoren musste deshalb auch aufgegeben werden.

Aus diesen Gründen kommen von Osram nur noch schlechte Nachrichten seit dem letzten Jahr. Ende März musste der Konzern einer weitere Gewinnwarnung ausgeben, in der die Jahresziele für das laufende Geschäftsjahr noch einmal drastisch korrigiert werden mussten. Es war schon die dritte Prognosesenkung in diesem Geschäftsjahr, während im vorherigen Jahr schon zweimal die Prognosen angepasst werden mussten.

Der Vorstandschef Olaf Berlien hatte die Gewinnwarnung in den letzten Wochen durch Klagen über die schlechte Konjunkturlage vorbereitet und damit schon den Grundstein für eine weitere Gewinnwarnung gelegt. Besonders unangenehme ist den Anlegern aber ein internes Interview aufgestoßen, das öffentlich wurde und in dem der Osram-Chef auf die schlechte Lage hinwies.

Am schlimmsten trifft es die LED-Sparte Opto, deren Produktionskapazität weit unter dem gewünschten Ziel liegt. Die Produktionskapazität wurde erst vor kurzem durch ein Werk im malaysischem Kulim erhöht. Die Ausrichtung auf die LED-Produktion hatte schon zu einem Streit mit dem Großaktionär Siemens geführt, der daraufhin bei Osram ausstieg.

Die Marktsituation triff Osram zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen befindet sich in einem strukturellen Umbau, von einem Lichthersteller zu einem „Anbieter für Lösungen“. Durch die Photonik sollen weitere Anwendungsmöglichkeiten erschlossen werden. Durch den Umbau soll die Abhängigkeit von der Automobilindustrie vermindert werden, der im Moment 50% des Umsatzes ausmacht.

Auch die Übernahmen werden von der schlechten Geschäftslage geprägt. Die Anleger hatten letztes Jahr noch Hoffnungen, das eine Übernahme neues Kapital in das Unternehmen bringen könnte. Der Vorstand bestätigte Verhandlungen mit den Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle. Die Verhandlungen scheinen aber nicht erfolgreich gewesen zu sein, schon nach kurzer Zeit wurden keine Ergebnisse mehr veröffentlicht.

Die Osram Aktie im Überblick

Die schlechte Geschäftslage schlägt sich auch auf den Wert der Osram Aktienwerte nieder. Das die Aktien immer noch als neutral bewertet werden, liegt vor allen Dingen an der Möglichkeit, dass eine Übernahme doch noch stattfindet. Seit Anfang 2018 haben die Aktien mehr als 60 Prozent ihres Werts verloren. Damals wurden die Papiere mit 79,82 Euro bewertet, während sie heute bei 31 Euro liegen. Auch in diesem Jahr ist der Kursverfall nicht aufzuhalten, seit Januar verlor die Osram Aktie schon 17 Prozent an Wert.

Schon nach der ersten Gewinnwarnung wurde die Aktie von vielen Analysten neu bewertet. Trotzdem raten viele Experten immer noch dazu die Aktie zu halten. Im Durchschnitt liegt das Kursziel bei 37 Euro, was bei den momentanen Aussichten aber nur schwer zu erreichen sein wird.

Was raten wir den Osram Aktionären

Die meisten Analysten halten noch an einer neutralen Bewertung der Aktie fest. Da es keine betriebswirtschaftlichen Gründe für die Bewertung der Aktie gibt und die aktuellen Nachrichten auch keinen Grund zum Aufatmen geben, scheinen sich die Bewertungen immer noch auf die Hoffnung einer Übernahme zu stützen. Aber auch die Kommentare der Analysten werden immer kritischer und eine Neubewertung erscheint in greifbarer Nähe zu sein.

Besonders die operative Entwicklung hat viele Marktspezialisten überrascht. Keiner hatte mit einem so großen Ausmaß der derzeitigen Schwächen gerechnet. Die dritte Gewinnwarnung in einem Jahr wurde ohne große Kritik hingenommen und hat Fragen über die Unternehmensführung aufgeworfen. Keiner hatte mit so drastischen Umsatzrückgängen gerechnet. Es scheint, dass die meisten Kunden von Osram aus Vorsicht nur noch kurzfristige Bestellungen aufgeben, was der Situation ein kritisches Ausmaß gibt.

Ein anderer Kritikpunkt ist die Kommunikationsstrategie des Unternehmens. Sie hat das Vertrauen der Anleger strapaziert. Die weiterhin veröffentlichten negativen Nachrichten lassen auf mindestens eine weitere Gewinnwarnung in diesem Jahr schließen.


Peter Nienaber ist freier Journalist und spezialisiert auf Finanz- und Investment-Themen.

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