Restrukturierung von Pro Sieben stößt bei Anlegern auf Skepsis

Schon seit Jahren wandert das Werbegeschäft von Pro Sieben Sat 1 in das Internet ab. Der TV-Konzern will jetzt durch personelle Veränderungen das Ruder herumreißen, den Anleger scheint das nicht zu reichen. Die Aktie fällt im Laufe des Tages fast 3,5 Prozent.

Im Juni 2018 übernahm Max Conze als Vorstandsvorsitzender den Fernseh-Konzern. Das am MDax notierte Unternehmen teilte heute mit, dass der Finanzvorstand Jan Kamper und die Vertriebschefin Sabine Eckhardt das Unternehmen verlassen werden. Nur noch der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden, Conrad Albert, ist von der alten Führungsriege übriggeblieben.

Conze will die Führungsmannschaft wieder verschlanken, die von seinem Vorgänger Thomas Ebeling aufgebläht wurde, verkündete der Konzern aus Unterföhring. Nur die Position des Finanzchefs wird mit Rainer Beaujean wieder besetzt, der zuletzt die Finanzen der Gerresheimer AG geleitet hatte und davor Chef von T-Online war.

In der Führungsebene hat Conze schon Michaela Tod mit der TV-Sparte beauftragt, mit der er schon bei Dyson zusammengearbeitet hat. Sie wird die TV-Sparte gemeinsam mit dem viel erfahrenen Manager Wolfgang Link leiten. Die Börse hat auf die Umstrukturierung negativ reagiert, vor allen Dingen, weil Conze auf alte Bekannte setzt und nicht auf Manager mit Branchenerfahrung.

Die Aktionäre sind der Meinung, dass Conze schon viel bewegt hat, bis jetzt aber wenig erreicht hat. Conze will die Aktionäre dieses Jahr mit den ersten Ergebnissen seines Umbaus überzeugen. Er will den Umsatz von pro Sieben in den nächsten fünf Jahren auf bis zu 6 Milliarden Euro ausbauen und den Ebitda um fast die Hälfte verbessern.

Um dies zu erreichen, muss Pro Sieben aber nicht nur Personal austauschen. Er muss sich auf Eigenproduktionen konzentrieren, die nicht nur mehr Zuschauer in den Fernsehkanälen anlocken, sondern auch auf mobilen Geräten. Die Werbeeinnahmen müssen auf allen Verbreitungswegen verbessert werden. Um das zu finanzieren, kürzte Conze die Dividendenausschüttungsquote von 90 Prozent auf 50 Prozent und verärgerte dadurch die Aktionäre. Viele Analysten sind überzeugt, dass Conze seine ambitionierten Pläne nur durch Übernahmen und Fusionen realisieren kann. Für die Anleger sind die Personalwechsel nicht ausschlaggebend, sie benötigen Erfolge, um dem TV-Konzern wieder zu vertrauen.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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