Volkswagen Chef Herbert Diess will jetzt die Energiewende vorantreiben

Volkswagen Diesel

Der Konzernlenker von Volkswagen setzt sich jetzt vehement für den Klimaschutz ein und mahnt die Politik zu einem größeren Einsatz für die Energiewende.

Im letzten Monat überraschte und irritierte Herbert Diess mit einer Nachricht an alle Mitarbeiter von Volkswagen. Er begann die Vorstellung der neuen Strategie „Transform 2025+“ mit den Worten “ In der aktuellen Verfassung ist unser Unternehmen nicht zukunftsfähig. Mit unserer derzeitigen Rendite können wir den Weg zum innovativen Anbieter von Mobilitätslösungen nicht finanzieren.“

Er will Volkswagen bis 2025 als den führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen etablieren und dadurch die Rendite des Unternehmens verbessern. Noch im März letzten Jahres betonte der VW-Chef, das der Dieselmotor weiterhin eine Bedeutung haben werde, ein klares Zeichen, wie sich der frühere Markenchef mit seiner früheren Strategie vertan hat. Noch im März 2018 gab der damalige VW-Chef Matthias Müller bekannt, das das Unternehmen 90 Milliarden Euro in die Fortentwicklung von Diesel- und Benzinmotoren in den folgenden drei Jahren investiert, obwohl dem Unternehmen die Probleme mit der manipulierten Software schon zu dieser Zeit über den Kopf wuchsen. Vor einem Jahr war für den Konzern der Diesel noch ein Teil der Lösung beim Klimaschutz und nicht das Problem. Auf der Volkswagen Seite „Sieben Gründe, warum der Diesel Zukunft hat“, können sich die Kunden heute noch über die zukunftsträchtige Dieseltechnologie informieren!

Jetzt setzt der Volkswagenchef ganz andere Unternehmensziele, bis 2025 will er eine Million Elektrofahrzeuge verkaufen und die Weltmarktführerschaft in Sachen Elektromobilität übernehmen. Er will Zeichen setzen und Volkswagen zum Beispiel für die CO2 freie Industrie machen. Das unterstreicht natürlich die Absicht, eine SUV-Offensive zu starten, um die stärkste Marke unter den Volumenherstellern zu sein. Diese Fahrzeugvarianten zeichnen sich ja auch durch ihre kleinen Motoren und ihre Umweltfreundlichkeit aus.

Nach einem Jahr hat sich die Strategie von Volkswagen komplett verändert. Weg vom Diesel, den jetzt glaubt das Unternehmen feste an die E-Mobilität. Schon für das nächste Jahr sieht der Konzern die Zukunft der Elektrofahrzeuge so: „Daneben gehen wir davon aus, dass 2020 die Rahmenbedingungen bei der Ladeinfrastruktur sowie die Anschaffungs- und ­Unterhaltskosten eines Elektrofahrzeugs so gesunken sind, dass der Elektromobilität der Durchbruch in der Breite der Gesellschaft gelingt.“

Volkswagen gegen den Rest der Automobilindustrie

Auch in der Automobilbranche macht sich der Konzern im Moment nicht viele Freunde. Erst legte sich Diess im März mit dem Verband der deutschen Automobilindustrie an und danach stimmte er wieder versöhnliche Worte an. Er appelliert an die ganze Branche, den Schwenk zum sauberen Auto gemeinsam anzugehen. Die klare und radikale Positionierung von Diess sorgt für stürmische Zeiten in der Automobilindustrie. Er unternimmt alles, um die Politik zur Förderung der E-Mobilität zu bewegen, ohne die Entwicklung anderer umweltfreundlichen Antriebsarten zu beachten.

Der radikale Schwenk von der Dieseltechnologie zu der E-Mobilität und die noch nicht ausgestanden Probleme mit der manipulierten Dieselsoftware können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Volkswagen Management in den letzten Jahren einschneidende Fehlentscheidungen getroffen hat. Die neuste Entwicklung zeigt auch, das Diess anscheinend daraus nichts gelernt hat. Erst war der Diesel die Lösung, jetzt ist es der Elektroantrieb. Anstatt offen gegenüber neuen Alternativen zu sein, schießt sich Volkswagen wieder auf ein Lösungsmodell ein und will auch die ganze Industrie davon überzeugen.

Vielleicht hat der Volkswagen-Chef aber auch keine andere Möglichkeit. Der Konzern versucht jetzt zwar mit Sparprogrammen die Investitionen für die Elektromobilität zu stemmen, die in den letzten Jahren versäumt wurden, aber vielleicht reicht es nicht aus. Vielleicht reichen ihm deswegen auch nicht die Pläne zur Verkaufsförderung und zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos aus. Deswegen will er wahrscheinlich auch, dass die Fördergelder ausschließlich in die Batteriefahrzeuge fließen. Diese Position scheint sich nur allzu sehr auf die Bedürfnisse des Volkswagenkonzerns zu beziehen und nicht für die ganze Industrie.

Wo vor einem Jahr noch der Dieselmotor als die Zukunft galt, gibt es jetzt keine Alternative zu dem E-Auto, um die politischen Vorgaben zu erfüllen, laut Diess. Jetzt ist für Volkswagen der Elektroantrieb kurz- und mittelfristig die ökonomisch sinnvollste und auch realistischste Lösung in der Volkswagenwelt.

 

 

 


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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