Wird der Elektroantrieb auch die Flugzeugindustrie revolutionieren?

emmisionsfreie Flugzeugantriebe

Der Airbus-Chef Guillaume Faury hat den Bau von emissionsfreien Flugzeugen angekündigt und Norwegen plant die emissionsfreie Luftfahrt ab 2040. Werden wir bald alle elektrisch fliegen?

Die Airbus Leitung hat sich hohe Ziele gesetzt, in den nächsten Jahren und nicht Jahrzehnten, will das Unternehmen das emissionsfreie Fliegen möglich machen. Anfang des folgenden Jahrzehnts soll der kommerzielle Betrieb der Flugzeuge ohne umweltbelastende Abgase möglich sein. Dazu hat der Flugzeugbauer schon kleine elektrische Modelle gebaut, die mit der Zeit grösser werden sollen, bis sie kommerziell eingesetzt werden können.

Bis jetzt gibt es aber noch einige Probleme zu bewältigen. Besonders die heute lieferbaren Batterien bieten nicht genug Leistung. Die Zukunft der Luftfahrt wird deswegen in der Hybrid-Technik liegen. Tests mit Wasserstoff, Biotreibstoffen und synthetischen Kraftstoffen laufen schon.

Die Absatzmöglichkeiten für emissionsfreie Flugzeuge sind gigantisch. In Deutschland hat der Flugverkehr in den letzten Jahren Rekordwerte erzielt. Um die gigantischen Passagierzahlen transportieren zu können, läuft die Luftfahrtindustrie auf Hochtouren. Der Airline-Verband IATA prognostiziert einen Anstieg der Passagierzahlen auf 10,3 Milliarden Personen im Jahr 2037. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von 3,5 Prozent.

Mit dem bisherigen Flugzeugbestand wäre die Umweltbelastung nicht mehr tragbar, obwohl die Flugzeuge in den letzten Jahren immer sparsamer und umweltfreundlicher geworden sind. Die Industrie gerät unter Druck alternative Antriebsarten zu entwickeln, denn der Kerosinpreis ist heutzutage einer der größten Kostenfaktoren der Industrie. Genauso wie in der Automobilindustrie geraten die Hersteller unter Druck und eine mögliche Alternative könnte im Elektroantrieb liegen.

Laut dem Beratungsunternehmen Roland Berger gibt es weltweit über 100 verschiedene Entwicklungsprogramme, rund ein Drittel mehr als 2017. Die meisten Programme werden aber von Start-ups in dem Bereich geleitet. Norwegen könnte Vorreiter und Druckmittel für die Luftfahrtindustrie sein. Eine Studie des norwegischen Flughafenbetreibers Avinor hat ergeben, dass es ab 2040 möglich sei, alle Inlandsflüge auf elektrische Antriebe umzustellen.

In Deutschland soll in zehn Jahren die ersten elektrischen Flugzeuge starten

Rudolf Henke ist Vorstandmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Er bestätigt, dass die Luftfahrt noch zehn Jahre für die Entwicklung der elektrisch betriebenen Flugzeuge benötigt. Fünf Jahre werden noch für die Forschung benötigt und 5 Jahre für die Entwicklung. Das erste 19-sitzige Flugzeug mit reinem Elektroantrieb sieht er in diesem Zeitrahmen möglich. Mittlerweile wird es eher Flugzeuge mit Hybridantrieben geben.

Start-up Unternehmen treiben die Entwicklung der Elektro-Flugzeuge an

Die Entwicklung der neuen Generation von Flugzeugen wird von den jungen Start-up Unternehmen angeführt. Easyjet arbeitet gemeinsam mit Wright Electric an einem elektrisch betriebenen Passagierflugzeug, das in der ersten Version schon neun Passagiere 500 Kilometer transportieren kann. Es soll noch in diesem Jahr eingesetzt werden können und die Passagierzahl soll fortlaufend vergrößert werden.

Boeing und die Fluglinie Jetblue Airways unterstützen das Startup Zunum Aero, die bis 2022 einen Zwölfsitzer mit Hybrid auf den Markt bringen wollen. Der englische Triebwerkhersteller Rolls-Royce arbeitet mit Siemens und Airbus an einem Passagierflugzeug mit 100 Passagieren, das ab 2020 mit Hybridantrieb betrieben werden kann.

Aufgrund der technischen Probleme wird es noch lange dauern, bis elektrische Flugzeuge den Passagiertransport komplett übernehmen können. Es kann damit gerechnet werden, dass es noch bis 2030 dauern wird, bis Hybrid-Flugzeuge mit mehr als 100 Sitzplätzen kommerziell eingesetzt werden können. Bis die ersten Jumbos elektrisch fliegen können, kann bis zum jetzigen Zeitpunkt nur geahnt werden. Es werden wahrscheinlich noch Jahrzehnte vergehen!


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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