Die Aktie des Windanlagenbauers Senvion befindet sich im freien Fall

Innerhalb eines Jahres fiel die Aktie des Windanlagenbauers Senvion aus Hamburg von über 10 Euro auf 1,15 Euro. Heute fiel der Aktienwert wieder um 4,17 Prozent.

Der Windanlagenbauer befindet sich weiterhin in einer tiefen Krise und scheint sich nicht mehr aus eigener Kraft sanieren zu können. Vor vier Jahren wurde das Unternehmen von dem amerikanischem Hedgefond Centerbridge aufgekauft. Der Investor hat sich darauf spezialisiert angeschlagene Unternehmen aufzukaufen, um sie dann zu sanieren und teuer zu verkaufen. Bei dem Windanlagenbauer aus Hamburg scheint dies aber nicht zu funktionieren.

2015 hat Centerbridge Senvion für 400 Millionen Euro von dem indischen Konzern Suzlon gekauft. Es war der zweite Besitzerwechsel von Senvion innerhalb weniger Jahre. Suzlon verlor bei dem Geschäft mehrere hundert Millionen Euro und das gleiche Schicksal scheint jetzt auch Centerbridge zu erleiden. Der Hedgefond hatte 2015 noch große Pläne mit dem Hamburger Unternehmen. Der Windkraftmarkt befindet sich in einer Krise, aber auch interne Probleme machen es dem Unternehmen schwer, wieder aus den roten Zahlen zu kommen.

Seit zwei Jahren müssen Hersteller von Windkraftanlagen um die staatlichen Zuschüsse kämpfen. In vielen Ländern wird nur noch das günstigste Angebot mit Zuschüssen unterstützt. Durch den harten Wettbewerb sind vielen Anlagenbauern die wichtigsten nationalen und internationalen Aufträge weggebrochen. Deutsche Turbinenhersteller streichen tausende Stellen und müssen mit sinkenden Umsätzen kämpfen. Wie bei anderen Herstellern auch, konnte Senvion mit ausländischen Aufträgen die Auftragsbücher füllen. Die Aufträge kommen vorwiegend aus Lateinamerika, Asien und Australien. Dem Konzern fehlen aber vor allen Dingen die Finanzierungsmöglichkeiten.

Außer den Finanzierungsproblemen plagen den Konzern auch Lieferprobleme und Gewinnwarnungen. Die Aktie verlor innerhalb eines Jahres 84 Prozent an Wert. Letzen Monat musste sogar der Termin für die Veröffentlichung der Geschäftszahlen verschoben werden, weil die Kreditgeber einen Sanierungsplan verlangten, bevor sie weiteres Kapital für das Unternehmen freigeben.

Seit vier Jahren hat Senvion schon keinen Gewinn mehr machen können. Bei einer Nettoverschuldung von 1,2 Milliarden Euro standen dem Unternehmen am Ende des dritten Quartals nicht einmal mehr 144 Millionen Euro an Kapital zur Verfügung. Die Eigenkapitalquote beträgt gerade einmal elf Prozent. Aus dem einst so erfolgversprechendem Unternehmen ist ein Sanierungsfall geworden, der ohne Finanzspritze in der investitionsreichen Windenergiebranche nicht mehr lange überleben kann.

Die strategischen Probleme begannen laut den Analysten mit der Übernahme durch den indischen Konzern Suzlon. Während sich die indischen Besitzer sich auf die internationalen Wachstumsmärkte konzentrierten, sollte Senvion die deutschen und europäischen Märkte bedienen. In den Wachstumsmärkten, wie zum Beispiel Lateinamerika und die USA, war Senvion nie präsent. Damals waren die heimischen Märkte in einem Boom und in 2014 wurden 5188 Megawatt installiert. Damals war Senvion noch profitabel und konnte einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 101 Millionen Euro verzeichnen. Nach der Übernahme von Centerbridge wurde das Unternehmen erfolgreich an die Börse gebracht, konnte in den letzten Jahren aber nie richtig Fuß in den internationalen Märkten fassen. Die internationale Expansion deckte massive interne operative Probleme in Senvion auf, die bis heute nicht beseitigt werden konnten.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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