Die Macht der Medien am Beispiel von Wirecard – Teil 7

Wir möchten Ihnen mit der Artikelserie die Möglichkeit geben, alle wichtigen Informationen über Wirecard und die Berichterstattung von Dan McCrum von der Financial Times in einer zeitlich geordneten Reihenfolge zu lesen. Für mich, den Autor der Texte, stellt sich jetzt eine wichtige Frage.

Welche Verantwortung haben Journalisten, die über ein börsennotiertes Unternehmen berichten, wenn Kleinanleger von den Konsequenzen betroffen sein können.

 

Jeder Anleger hat das Recht, über Vorwürfe und Verdachtsmomente informiert zu werden. Nur sollte ein Journalist immer die Konsequenzen der Vorwürfe vor Augen haben. Anders als in der deutschen Rechtsprechung, gilt ein Angeklagter am Börsenmarkt schon bei dem Aufkommen eines Verdachts als Schuldig, bis er das Gegenteil beweisen kann und das spiegelt sich in den Börsenkursen wider.

Für Wirecard selber, als Unternehmen, ist ein temporaler Wertverfall der Aktien nicht weiter katastrophal. Für Kleinanleger, die ihr Erspartes in ein normalerweise sicheres und erfolgsversprechendes DAX-Unternehmen investieren, könne unbegründete und nicht bewiesene Vorwürfe schlimme Konsequenzen nach sich ziehen.

Es liegt nahe, dass die Artikel mit den Vorwürfen gegen Wirecard nicht ausschließlich aus informativen Gründen geschrieben wurden, wenn der Autor erst kurz vorher zum investigativen Reporter der Financial Times aufgestiegen ist. Auch die Veröffentlichung der Artikel, die im Laufe der letzten zwei Monate immer wieder neue Vorwürfe ohne die erwähnten Dokumente oder Beweise lieferten, lässt Zweifel an einem professionellen Journalismus aufkommen.

Selbst wenn Wirecard in rechtliche Probleme verstrickt ist, dann ist es Aufgabe der zuständigen Behörden darüber zu urteilen. Wenn die Verdachtsmomente von Bilanzmanipulationen über Scheinkonten bis zu Scheinfirmen reichen, scheinen aber alle Verdachtsmomente ausgenutzt worden zu sein.

Laut dem Wirecard CEO Markus Braun sind alle Vorwürfe durch den Bericht der Anwaltskanzlei Rajah & Tann entkräftet worden, auch wenn die Behörden in Singapur noch am Ermitteln sind. Wenn dann von einem Journalisten der Financial Times noch über das „bizarre Netzwerk“ von Wirecard berichtet wird, ist das keine seriöse Berichterstattung mehr.

Natürlich spiegelt dieses Resumen nur meine Meinung als Autor wider, aber ich bin mir sicher, dass viele Kleinanleger gleicher Meinung sind. Sie gerieten in Gefahr von dem Höchststand der Aktie am 29. Januar 2019 von 167,40 Euro bis zum Tiefstand am 08. Februar 2019 über 70 Euro pro Aktie zu verlieren, ohne das bis jetzt eine Behörde einen tatsächlichen Rechtsbruch des Unternehmens festgestellt hat.

Selbst als die BaFin den Shortverkauf der Aktie ausgesetzt hat, hat die Financial Times nicht entsprechend darauf reagiert. Ein investigativer Reporter muss seine Artikel immer einem zuständigen Editor und Redaktionsleitern zur Abnahme und Veröffentlichung vorlegen. Deshalb hat die Financial Times zu mindestens eine Mitschuld durch nicht bewiesene Reportagen den Aktienkurs beeinflusst zu haben. Meiner Meinung ist die Klage von Wirecard gegen Dan McCrum und die Financial Times berechtigt, auch wenn sich herausstellen sollte, dass es Grund zu rechtlichen Bedenken gab. Einen Umstand, den ein Unternehmen mit über 4.500 Angestellten nie ganz ausschließen kann.

Dieser Artikel spiegelt nur meine persönliche Meinung als Autor dar und ich bin gerne bereit mich einer Diskussion zu stellen. Ich habe Herrn Dan McCrum per Email und auf anderen Wegen um eine Stellungnahme gebeten, bis jetzt aber noch keine Antwort bekommen.

 


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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