Laut Bernd Lucke ist das Verbot der Verbrennungsmotoren ein Jobkiller

Lucke Diesel Verbot

Der Europaabgeordnete Prof. Dr. Bernd Lucke, ehemaliger Bundessprecher der AfD, warnt zum Tag der Arbeit vor dem Verbot der Verbrennungsmotoren. Seiner Meinung ist das Bestreben der Grünen völlig kopflos.

Der Bundesvorsitzende der Partei Liberal-Konservative Reformer (LKR) sieht die Grenzwerte für Stickoxide als unsinnig an, da sie den Ruf des klimafreundlichen Dieselmotors schädigen. Diese CO2-Problematik werde seiner Meinung nach dann auch noch genutzt, um den Verbrennungsmotor insgesamt zu vernichten. Wie unlogisch die Behauptungen des Politikers sind, zeigen die Versuche der Automobilhersteller die gesetzlichen Abgaswerte mit der Schummel Software zu erreichen. Wie heute bekannt ist, gibt es fast keinen internationalen Hersteller von Dieselfahrzeugen, der nicht mit der Software nachbessern musste, um die WLTP Abgasprüfungen zu bestehen. Für viele dürfte die Euro 6 d Norm, die im Januar 2021 in Kraft tritt, eine nicht erreichbare Hürde sein.

Lucke bedient sich der allgemeinen Angst der Deutschen, dem Verlust von Arbeitsplätzen. Nach seiner Meinung sind 700.000 Arbeitskräfte direkt von der Herstellung der Verbrennungsmotoren betroffen. Dazu kommen noch die vielen Zulieferbetriebe, die keine Überlebenschance haben, wenn die Kraftfahrzeugindustrie auf Batteriebetrieb umgestellt wird. Wenn Herr Lucke aber die Situation ohne politische Absichten analysieren würde, dann würde ihm aufgefallen sein, dass die deutsche Automobilindustrie wichtige Trends einfach verschlafen hat. Die Industrie hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 424,8 Milliarden Euro erzielt und damit insgesamt 834.000 Arbeitsplätze gesichert. Die Umsatzzahlen wurden trotz der einbrechenden Märkte in China, den USA und Großbritannien erzielt. Müssten sie nicht für die Strafen für den Einsatz der manipulierten Software zahlen, ginge es der Industrie glänzend.

Der Europaabgeordnete, der selbst von 1988 bis 1990 von einem Stipendium der Volkswagenstiftung profitieren konnte, ist der Meinung, das mit dem Verbot der Verbrennungsmotoren nur ein minimaler Klimaeffekt erzielt werden kann. Die Abschaffung der Verbrennungsmotoren würde seiner Meinung nach „nur“ 40 Millionen Tonnen weniger CO2-Emission bedeuten. Da dies nur ein Tausendstel der weltweiten Emissionen darstellt, würde dies nur einen geringen Teil der menschengemachten Erwärmung ausmachen. Seiner Rechnung nach würde die Erwärmung durch deutsche Verbrennungsmotoren also nur einen Tausendstel eines Grades Celsius der Erderwärmung ausmachen.

Deswegen fordert Lucke die Bundesregierung auf, wie erwachsene Menschen zu handeln und den Verbotswahn der Grünen zu stoppen. Die Bundesregierung sollte einen fairen Wettbewerb zwischen den herkömmlichen Motoren, Elektroantrieben und zukunftsfähigen Technologien sicherstellen.

Jedem normal denkenden Menschen wird es sich wahrscheinlich entziehen, wie ein verantwortlicher Politiker sich auch weiterhin für die Verbrennung von fossilen Kraftstoffen einsetzen kann, wenn fast alle Industriezweige versuchen davon abzukommen. Die deutsche Automobilindustrie befindet sich in einem Wandel, der für die Umwelt und die Weltbevölkerung in eine gesündere Zukunft führt. Das die Automobilindustrie im Moment stöhnt und überall Einsparmaßnahmen durchsetzen muss, liegt nicht an einem unfairen Handel. Die Lenker der deutschen Automobilindustrie haben sich nicht rechtzeitig mit den neuen Technologien beschäftigt und sich zu lange auf ihren technologischen Fortsprung verlassen. Sie haben eindeutig den Trend E-Mobilität verschlafen und müssen jetzt versuchen mit milliardenschweren Investitionen wieder aufzuholen.

Herr Lucke, Deutschland hat den Anschluss in der E-Mobilität verloren

Es gibt in Europa kein Unternehmen, das geeignete Batterien für Elektrofahrzeuge in den benötigten Mengen anbieten kann. Die deutschen Hersteller sind auf asiatische oder amerikanische Batterien angewiesen. Der Anteil der Fahrzeuge mit Elektromotoren lag im vergangenen Jahr in Norwegen schon bei 49 Prozent, in Deutschland liegt er noch unter 2 Prozent. Deutschland hat den Anschluss in der Automobiltechnologie verpasst und wenn sich die Industrie weiterhin an der Dieseltechnologie festklammert, werden andere Länder diese Rolle gerne übernehmen.

Das dies klappt, zeigen die Investitionen, die Volkswagen zum Beispiel in China macht. Dort befinden sich schon zwei Werke im Bau, in den ausschließliche Elektrofahrzeuge hergestellt werden. Das erste Mal wird wohl ein deutsches Unternehmen in China eine Kooperation eingehen, um von den chinesischen Unternehmen zu lernen, die in der E-Mobilität schon viel weiter sind. Dort wurden 2018 schon mehr als eine Million Elektrofahrzeuge zugelassen.

Die Kommentare von Herrn Lucke helfen der deutschen Automobilindustrie nicht. Sie befindet sich an einem Punkt, in dem sie den Anschluss mit großen Anstrengungen noch schaffen kann. Aber selbst der Europaabgeordnete muss irgendwann einsehen, dass die Zukunft nicht mehr den Dieselmotoren gehört.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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