Trumps neue Grenzpolitik gefährdet amerikanische und mexikanische Wirtschaft

Durchschnittlich müssen die amerikanischen Einwanderungsbehörden täglich 1.700 Immigranten an der Grenze zu Mexiko abfertigen. Die Trump-Regierung hat jetzt Zollbeamte zur Unterstützung abgezogen. Die Folgen davon sind chaotische Zustände an der Grenze.

Während an dem Grenzübergang in der mexikanischen Stadt Juarez der Warenverkehr in Richtung Mexiko fließend abgefertigt wird, gleicht die andere Seite einem improvisierten Volksfest. Hübsche Models einer Motorenölfirma verteilen Snacks und Wasser und am Straßenrand wurden für die Grenzgänger mobile Toiletten aufgebaut. Die Trucker müssen sich die Zeit vertreiben, da es bis zu 2 Tage dauern kann, bis sie die drei Prüfstellen an der Grenze zu der USA überqueren können.

Während Grenzgänger die Grenze vorher in wenigen Minuten überqueren konnten, sind heute zwei bis sechs Stunden Wartezeit normal. Schlimmer ist die Situation aber für den Warenverkehr. Der mexikanische Präsident der Handelskammer, Ricardo Camargo Jimenez, warnt die amerikanische Regierung vor den wirtschaftlichen Folgen. Eine Stunde Standzeit an der Grenze kostet pro LKW mindestens 150 USD, was bei Wartezeiten bis zu zwei Tagen katastrophale wirtschaftliche Folgen haben kann.

Es scheint, das Donald Trump die Androhung der Schließung der Grenze zu Mexiko nun auf eine andere Art durchsetzen will. Er hatte Mexiko gedroht die Grenze komplett zu schließen, wenn das Land den Strom der Migranten nicht sofort stoppen werden. Die Drohung konnte Trump nicht durchsetzen, deshalb sorgte er für Unruhe in der Führungsetage im Heimatschutzministerium. Die Ressortchefin Kirstjen Nielsen musste ihrem Posten räumen.

Die US-Behörden drohen jetzt bis zu 2000 Zollinspekteure abzuziehen und für die Kontrolle der Immigranten einzusetzen. Mehr als 53.000 Immigranten wurden im März an der Grenze abgefangen, ein Rekord, der die 36.000 Grenzgänger aus Februar bei weitem in den Schatten stellt. Deswegen kümmern sich jetzt hunderte Grenzbeamte nicht mehr um die Abwicklung der Frachtgüter, sondern nehmen die Personalien der Immigranten auf. Sie müssen Arbeiten ausführen, für die sie nicht ausgebildet wurden, sowie zum Beispiel für die Medizinchecks von Kindern und Erwachsenen in den Auffanglagern.

Die Konsequenzen für die Grenzübergänge sind fatal. In El Paso, einem der größten Zollübergänge, musste schon eine Brücke für den LKW-Verkehr geschlossen werden. Der Warenverkehr muss jetzt auf andere Grenzübergänge ausweichen. Im kalifornischen San Diego wurden zwei von zehn Spuren für den Warenverkehr geschlossen. In Nogeles, im Staat Arizona, werden die Behörden am Sonntag eine Gewerbeanlage dicht machen, die für den Handel an der Grenze von großer Bedeutung ist. An dem Grenzübergang in Nogales werden täglich 12.000 LKWs abgefertigt, die überwiegend Früchte und Lebensmittel geladen haben.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden für beide Seiten katastrophal sein. Nicht nur die Versorgung mit Früchten und Lebensmitteln aus Mexiko ist gefährdet, in der Grenzregion haben sich viele Maquiladores angesiedelt. Sie werden meisten von amerikanischen Firmen betrieben und nutzen die günstigeren Löhne in Mexiko aus. Sie beliefern wichtige Industriezweige in den USA, die in der folgenden Woche durch Lieferengpässe in Probleme geraten werden. Besonders die Automobilindustrie ist gefährdet, da sie auf Just-In-Time Lieferungen ausgelegt ist und verspätete Lieferungen Bandstillstände auslösen kann.

Anstatt neues Personal einzustellen und auszubilden, gefährdet die Entscheidung Grenzbeamte abzuziehen die amerikanische und mexikanische Wirtschaft. Donald Trump will die südlichen Nachbarn zwingen, die Immigranten schon an den eigenen Grenzen abzufangen. Er nimmt die wirtschaftlichen Konsequenzen in Kauf, nur um seine Agenda des Schutzes der Grenze zu erzwingen. Er sieht diese als ausschlaggebenden Punkt für seine Wiederwahl, für den er schon seit einem Jahr kräftig Wahlkampf betreibt.


Thomas Pentzek wanderte 1992 nach Mexiko aus und hat 20 Jahre in führenden Positionen in der Automobil- und Textilindustrie gearbeitet. Durch die praktische Erfahrung in der Industrie, in internationalen Unternehmen wie Volkswagen, Ford und Nissan, sowie mit vielen Automobilzulieferanten, konnte er viele Erfahrungen im Controlling sowie Lean Management und Six Sigma machen.

Seit 2012 arbeitet er als freier Journalist und Autor. In dieser Zeit entstanden einige Bücher über das Unternehmensmanagement.

 

Thomas Pentzek auf: LinkedIn

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