DAX braucht die 12.750 Punkte – Noch immer heißt es „too close to call“

Noch hat der Deutsche Aktienindex trotz der fulminanten Aufholjagd die Marke von 12.750 Punkten nicht zurückerobert, damit bleibt die Trendwendeformation nach unten intakt. Neben einer immer noch nicht entschiedenen Wahl in den USA halten Rekordinfektionszahlen mit dem Coronavirus die Angst vor einer Lähmung der laufenden Konjunkturerholung aufrecht. Auch ohne echten Lockdown werden die Menschen Kontakte meiden und ihr wirtschaftliches Tun einschränken. Und wenn die Infektionszahlen dennoch weiter dynamisch steigen, könnte der psychologische Effekt daraus bereits die entscheidenden Bremseffekte erzeugen.

In den USA heißt es weiter „too close to call“ – niemand wagt es derzeit, einen der beiden Kandidaten zum Sieger zu erklären, außer die Kandidaten selbst. Den Anlegern wird damit weiter jede Menge Geduld abverlangt. Dennoch geht die Mehrheit davon aus, dass der Wahlkrimi zeitnah sein Ende findet. Sollte sich im Falle eines demokratischen Erfolgs allerdings abzeichnen, dass der Amtsinhaber Trump aus irgendwelchen Gründen ein finales Wahlergebnis um Wochen verschieben kann, könnte die Stimmung an den Börsen auch schnell wieder drehen. Gleichzeitig aber ist die Aussicht auf einen durch einen parteipolitisch geteilten Kongress möglich gewordenen moderateren Kurs der amerikanischen Politik nach vier Jahren Trump Labsal für Anleger überall auf der Welt.

Egal, wie stark die parteipolitischen Positionen zwischen Demokraten und Republikanern sich unterscheiden mögen, eines steht fest: ein großes billionenschweres Konjunkturprogramm muss kommen. Da dieses auf Pump finanziert wird, wächst die Angst vor Inflation. Zumal die Fed gestern ihre Bereitschaft signalisierte, noch mehr billiges Geld zur Verfügung zu stellen. Konservative Anleger flüchten daher ins Gold, jüngere Generationen sichern sich im Bitcoin ab. An diesen Entwicklungen lässt sich ablesen, dass Anleger bereits den entscheidenden Schritt weiterdenken, was passiert, wenn aus „too close to call“ das Endergebnis wird.

Cannabis-Aktien zählen in diesen Tagen zu den großen Gewinnern. Neben der Präsidentschaftswahl wurde auch über die Legalisierung von Cannabis in einigen Bundesstaaten erfolgreich abgestimmt. Jetzt hoffen viele, dass die vor Jahren ins Stocken geratene Legalisierungs-Welle von Cannabis neuen Aufwind bekommt. Die Cannabis-Branche, die sich arg verkalkuliert hatte und Überkapazitäten schnell abbauen musste, wittert Morgenluft. Anleger folgen bei Cannabis-Aktien dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ und springen auf. Das Risiko bleibt, dass diese große Legalisierungswelle wie vor einigen Jahren auch heute ausbleiben wird.

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Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

 

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