DAX sammelt neue Kraft – Technisch und geldpolitisch ist die Börsenwelt in Ordnung

12.000 Punkte – der Deutsche Aktienindex hat die vergangene starke Börsenwoche am Ende noch mit dem Sprung über die psychologische Hürde gekrönt. Da ist es jetzt überhaupt nicht beunruhigend, dass es erst einmal wieder ein paar Punkte abwärts geht. Auch weil in dieser Woche ein Tag ganz besonders im Blickpunkt der Investoren stehen dürfte.

Der Mittwoch wird an der Börse zum Großkampftag. Einmal tagt die Europäische Zentralbank. Hier dürften die Anleger um 14:30 Uhr vom Hausherrn Mario Draghi wahrscheinlich Neues zu den geplanten Langfristtendern erfahren, die später im Jahr helfen sollen, das Wachstum in der Eurozone anzukurbeln und die Inflation nach oben zu bringen. Am gleichen Tag muss sich die Europäische Union entscheiden, ob sie dem Gesuch der Briten stattgibt, den Brexit erneut zu verschieben. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Brüssel Nein zu einer weiteren Verzögerung sagt, würde Großbritannien am Freitag ohne Abkommen aus der EU ausscheiden. Ein Risiko, das man als Anleger nicht komplett ausblenden sollte.

Technisch betrachtet sieht die Börsenwelt vor allem an der Mutter aller Börsen, der Wall Street, sehr gut aus. Der S&P 500 notiert jetzt komfortabel über dem Hoch von Januar 2018 und ist damit grundsätzlich startbereit für einen Lauf zum Rekordhoch.

Geldpolitisch ist den Aktienmärkten die Unterstützung der Notenbanken gewiss. 0,5 Prozent – das ist wahrscheinlich der maximale Realzins, den die US-Wirtschaft trotz starkem Arbeitsmarkt, einer historischen Steuerreform und starkem Wachstum auszuhalten imstande ist. Diese Erkenntnis hat die Fed im vergangenen Jahr gewonnen, als sie testen wollte, wie viel Stress und Schmerz sie dem Patienten Wirtschaft zufügen kann, bevor dessen Kreislauf sich verabschiedet. Nun steht sie wieder gemeinsam mit ihren Kollegen in der Eurozone und in China, wo in diesem Monat der Reservesatz erneut gesenkt werden könnte, als Verbündete an der Seite der Börsen.

Fakt ist, auf zehn Jahre erhält man in den USA jetzt nur noch 2,5 Prozent Zinsen, Angang November waren es noch 3,2 Prozent. Also haben es Aktien jetzt wieder mit weniger Konkurrenz durch festverzinsliche Wertpapiere zu tun.

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

 

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