DAX tritt vor G20-Gipfel auf der Stelle – Nach der Geld- ist nun die Wirtschaftspolitik gefragt

Die Geldpolitik hat in der vergangenen Woche zumindest verbal vorgelegt, nun ist die Wirtschaftspolitik an der Reihe. Die Geschäfte der Unternehmen laufen aktuell weitaus schlechter als dies die Börse zu Beginn und damit zum Start der Kursrally noch erwartet hatte. Jetzt hängt alles vom bevorstehenden G20-Gipfel zum Ende dieser Woche in Japan ab, wo sich US-Präsident Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen an einen Tisch setzen will, um im laufenden Handelsstreit den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, der im Mai abgerissen ist.

Die Anleger hoffen auf eine Einigung in Osaka in der für sie und in Bezug auf die immer noch hochbewerteten Aktienkurse sprichwörtlich „allerletzten Minute“. Skepsis bezüglich des Erfolgs der Gespräche bleibt allerdings angebracht, nachdem beide Mächte der Weltöffentlichkeit zuletzt wieder wochenlang und offenkundig die Nichtvereinbarkeit unterschiedlicher Weltanschauungen und Interpretationen von Wirtschaftssystemen demonstriert haben.

Die Börse muss sich egal ob mit oder ohne Annäherung in Osaka wohl oder übel damit abfinden, dass zahlreiche Unternehmen in den kommenden Wochen ihren Gewinnausblick betreffend eher negative Schlagzeilen von sich machen werden. Lufthansa vor einer Woche und Daimler gestern könnten da nur ein Anfang einer ganzen Reihe von Prognosereduzierungen gewesen sein. Der Autobauer aus Stuttgart hat nun schon seine dritte Gewinnwarnung in diesem Jahr ausgesprochen – der Gewinn wird jetzt nur noch auf Vorjahresniveau erwartet, wo zuvor ein kleiner Anstieg vorhergesagt wurde. Spannend dürfte eine Woche nach der Gewinnwarnung außerdem heute der Kapitalmarkttag bei der Lufthansa werden. Dort dürfte es dann auch um die Frage gehen, warum die Prognosen so viel stärker gesenkt wurden als erwartet. Vor allem auch, nachdem der Vorstand zwei Wochen zuvor in einem Interview noch sagte, es laufe eigentlich recht gut.

Alles in allem ist immer noch viel Hoffnung im Markt. Damit der Deutsche Aktienindex tatsächlich über die Widerstandszone von 12.500 Punkten ausbrechen kann, muss ein Ende der Rezession in den Unternehmensgewinnen her. Die Gewinne müssen aufhören zu fallen. Dann kann im zweiten Halbjahr auch die erhoffte Erholung des Wirtschaftswachstums eintreten.

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

 

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