DAX wartet auf die großen Ereignisse – Bilanzreigen und EZB-Sitzung als Impulsgeber

Zum einen liegt die wohl wichtigste Woche innerhalb der Berichtssaison in den USA vor uns – ein Viertel der Unternehmen im S&P 500 wird seine Zahlen für das abgelaufene Quartal vorlegen. Zum anderen findet am Donnerstag eine Sitzung der Europäischen Zentralbank statt, die historisch werden könnte. Da wundert die Zurückhaltung zum Start in die neue Börsenwoche wohl kaum jemand.

Knapp 80 Prozent der Unternehmen aus den USA, die bereits ihre Zahlen präsentiert haben, lagen über den Gewinnerwartungen, 65 Prozent konnten die Erwartungen für den Umsatz übertreffen. Geht das so weiter, könnte das Wachstum der Unternehmensgewinne auf Jahressicht bei positiven ein Prozent liegen, nachdem zu Beginn noch ein Rückgang erwartet wurde. Damit würde sich das Spiel wiederholen: tief gesetzte Erwartungen werden übertroffen, allerdings auf Kosten des Ausblicks für das dritte und vierte Quartal. Denn die waren durch die Bank weg eher verhalten.

Die EZB wird den Anlegern am Donnerstag erklären, was sie in ihrem „geldpolitischen Schilde“ führt und könnte damit helfen, die Stimmung gerade für die Unternehmen etwas aufzuhellen, die auf die Kostenbremse treten und eben nicht investieren. In der vergangenen Woche wurden Gerüchte über eine komplett neue Ausrichtung der EZB auf dem Parkett diskutiert, die eine Inflationierung des Geldsystems temporär auf vielleicht 2,5 oder drei Prozent quasi institutionalisieren würde.

Was die US-Notenbank angeht, diskutiert man nur noch darüber, ob die Leitzinsen Ende Juli um 25 oder gleich um 50 Basispunkte gesenkt werden. Der S&P 500 Index hat seit Jahresbeginn um knapp 20 Prozent zugelegt. Die Wall Street hat also viel von dieser Zinsfantasie schon vorweggenommen. Es könnte damit gut sein, dass das Motto, bei Erwartungen zu kaufen und die Fakten dann zu verkaufen, im August zu einem Rücksetzer in New York führt.

Der Deutsche Aktienindex hat aus technischer Sicht seine Unterstützung gerissen. Und ohne Rückeroberung droht ein Rutsch zunächst bis auf 12.068 Punkte und im weiteren Verlauf sogar bis auf 11.835 Zähler. Aber bei allen Faktoren, die eher für fallende Kurse sprechen, sollte man nicht die EZB am Donnerstag aus den Augen verlieren, die mit noch mehr und noch lange billigem Geld die Märkte trotz aller Technik und auch durchaus wieder steigender geopolitischer Risiken in Euphorie versetzen könnte.

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

 

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