ifo-Index gestiegen – Trendwende in der deutschen Wirtschaft?

Zur Überraschung vieler Marktteilnehmer ist der ifo-Geschäftsklimaindex leicht gestiegen, wie das ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Unternehmen bereits am Montag mitteilte. Dieser Frühindikator zeichnet damit aktuell ein etwas anderes Bild als die Einkaufsmanagerindizes, über die ich am vergangenen Freitag ausführlich berichtet habe (siehe „Einkaufsmanager bestätigen Sorgen vor einem Wirtschaftsabschwung“).

Trendwende?

Spiegel-Online schrieb in diesem Zusammenhang sogar von einer „Trendwende nach einem halben Jahr“. Doch dieser Optimismus ist deutlich verfrüht. Denn nachdem der ifo-Index zuvor sechs Monate in Folge gefallen war, ist die aktuelle leichte Erholung um 0,9 Punkte von 98,7 im Februar auf 99,6 im März (siehe folgende Grafik) bestenfalls der Beginn einer möglichen (!) Trendwende.

ifo-Geschäftsklimaindex

Zumal sich auch laut dem ifo-Institut die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe weiter verschlechtert hat, sowohl im Hinblick auf die Lage als auch den Ausblick. Und dies wiederum passt zu den Eindrücken der Einkaufsmanager.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Dazu sollte man beachten, dass es im Februar auch beim Einkaufsmanagerindex für die deutsche Gesamtwirtschaft einen Anstieg gab, der sich aber mit dem März-Wert als Eintagsfliege herausstellte. Der ifo-Index gab dagegen im Februar noch nach. Man darf also einzelne Werte nie überbewerten. Denn eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Relevant bleibt daher der mehrmonatige Trend. Und hier sind alle Frühindikatoren – also auch das ifo-Geschäftsklima – noch klar abwärts gerichtet.

Deutsche Wirtschaft könnte im 1. Quartal schon wieder geschrumpft sein

Beim ifo-Index sagt man, dass erst nach drei steigenden bzw. fallenden Werten in Folge von einer Trendwende in der Wirtschaft gesprochen werden kann. Und wie gut der Indikator in diesem Fall funktioniert, zeigt ein Blick auf die Börse-Intern vom 27.11.2018 (siehe „Wie der ifo-Index eine Rezession in 2019 anzeigen kann“).

Damals war der ifo-Index nach einer kurzen Erholung im August drei Monate in Folge gesunken. Und die Unternehmenslenker schätzten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage also auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter ein. Daher kam ich zu dem Fazit, dass es zu einer Eintrübung des Wirtschaftswachstums zum Jahresanfang 2019 kommen werde.

Damals stand die ifo-Uhr noch klar im Boom-Quadranten. Vor dem aktuellen Anstieg zeigte sie dagegen bereits einen Abschwung an. Am 27.11.2018 schrieb ich dazu: „Und wenn er bald dort landet, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass wir in 2019 eine kleine Rezession erleben werden.“ Inzwischen haben die führenden Wirtschaftsinstitutionen ihre Wachstumserwartungen für das laufende Jahr deutlich zurückgenommen. Mich würde es nicht wundern, wenn die deutsche Wirtschaft im 1. Quartal 2019 sogar schon wieder geschrumpft ist, wie bereits im 3. Quartal 2018.

Kaufen, wenn die Kanonen donnern

In der Analyse von Ende November 2018 schrieb ich aber auch: „Sollte sich allerdings abzeichnen, dass die mögliche Rezession kurz und moderat ausfällt und sich das Wachstum dann fortsetzt, könnten wir schon in Kürze das Ende der Korrektur im DAX sehen. Denn auch der DAX läuft, ähnlich wie der ifo-Index, der Wirtschaft einige Monate voraus.“ Aus heutiger Sicht hat der DAX seine Korrektur tatsächlich wenig später beendet – mit dem Tief vom 27.12.2018 bei 10.279,20 Punkten.

Nun gilt es zu beobachten, wie weit der kürzlich im DAX gestartete neuerliche Rücksetzer läuft. Wenn er sich nur als Gegenbewegung im neuen Aufwärtstrend herausstellt (wie im folgenden Chart dargestellt), dann kann man davon ausgehen, dass wir das Tief im Wirtschaftsabschwung zum Jahreswechsel gesehen haben.

DAX - bullishes Szenario

Je weiter die Kurse aber in Richtung des Korrekturtiefs laufen, desto mehr muss man davon ausgehen, dass wir im DAX doch noch eine größere (ABC-)Korrektur sehen (wie im folgenden Chart dargestellt) und sich der Wirtschaftsabschwung noch zu einer richtigen Rezession ausweitet.

DAX - bearishes Szenario

Wenn ich mir das große Chartbild und Wellenmuster des DAX anschaue (siehe folgender Chart), dann erscheint mir tatsächlich das zweite, bearishe Szenario wahrscheinlicher, welches ich im Grunde auch schon im vergangenen Jahr verfolgt habe.

DAX - logarithmischer Langfristchart

Aber das bleibt natürlich noch abzuwarten. Hoffen wir, dass es nicht so kommt! Wir werden in jedem Fall für Sie die weitere Entwicklung wie gewohnt verfolgen und analysieren.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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