Microsoft und Alphabet drehen den Markt um 180 Grad

Microsoft und Alphabet drehen den Markt um 180 Grad
von Sven Weisenhaus

Zunächst ein wichtiger Hinweis:
Stockstreet nutzt den Feiertag am Mittwoch der kommenden Woche und geht in ein verlängertes Wochenende. Die nächste Ausgabe erscheint am Freitag, 03.05.2024.
Wir wünschen Ihnen ein erholsames Wochenende und einen schönen Tag der Arbeit!
Ihr
Stockstreet-Team

Es ist derzeit der helle Wahnsinn, wie schnell sich die Kursrichtung an den Aktienmärkten und damit scheinbar auch die Stimmung der Anleger ändert. Vorgestern berichtete ich noch über kurzfristig sehr bearishe Signale beim Dow Jones und DAX (siehe „DAX und Dow Jones tun, was sie vermeiden sollten“). Allerdings verwies ich auf die Big-Techs aus den USA, die derzeit im Rahmen der laufenden Berichtssaison ihre Geschäftszahlen veröffentlichen.

Und so könnte aus dem aktuell bearishen auch sehr schnell wieder ein bullishes Chartbild werden, wenn zum Beispiel heute Abend Microsoft und Alphabet mit ihren Geschäftszahlen die Anleger überzeugen können und diese dadurch die Kurse wieder stark nach oben treiben“, hieß es konkret. Und als nach dem Ende des offiziellen Börsenhandels an der Wall Street die beiden Unternehmen die Markterwartungen schlagen konnten, brannten die Bullen wieder ein Kursfeuerwerk ab.

Alphabet ist binnen Sekunden 250 Milliarden Dollar mehr wert

Dabei schossen die Aktien der Google-Muttergesellschaft Alphabet um rund 10 % nach oben (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).

Das ist einfach Wahnsinn! Denn seit Anfang 2023 hatten die Anteile bis zum vorgestrigen Schlusskurs bereits um fast 77 % an Wert zugelegt. Mit dem aktuellen Kurssprung sind es nun fast 100 %.

Mit der positiven Geschäftsentwicklung kann man das nur bedingt erklären. Denn allein durch den nachbörslichen Anstieg legte der Marktwert von Alphabet um rund 250 Milliarden bzw. eine Viertel-BILLION (!) Dollar zu. Zum Vergleich: Der Umsatz betrug im vergangenen Quartal insgesamt 80,54 Milliarden Dollar. Die durchschnittlichen Schätzungen waren von etwa 78,7 Milliarden Dollar ausgegangen. Mit anderen Worten: 1,84 Milliarden Dollar mehr Umsatz als erwartet ließ den Marktwert um das 125 fache davon ansteigen. Das kann man niemandem mehr rational erklären.

Immerhin: Der Gewinn je Aktie lag mit 1,89 Dollar um 25 % über der Markterwartung von 1,51 Dollar. Aber ob damit nach der vorangegangenen Rally ein weiterer Kursanstieg um 10 % gerechtfertigt ist, darüber kann man streiten. Zumal der Gewinn je Aktie gegenüber dem Vorjahr auch „nur“ um etwas mehr als 60 % zugelegt hat. Auch vor diesem Hintergrund erscheint ein Kursanstieg um beinahe 100 % übertrieben.

Microsoft bringt 150 Milliarden Dollar mehr auf die Waage

Etwas gemächlicher und gesitteter ging es bei Microsoft zu. Die Aktien legten nach Bekanntgabe der Zahlen um etwa 5 % zu (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).

Zum Vergleich: Der Gewinn je Aktie lag mit 2,94 Dollar um etwas mehr als 4 % über den erwarteten 2,82 Dollar. Vor diesem Hintergrund könnte man die Kursreaktion durchaus als plausibel bezeichnen – wenn die Aktie nicht bereits seit Anfang 2023 um zwei Drittel zugelegt hätte. Bei einem damit erreichten Börsenwert von rund 3 Billionen Dollar machte der nachbörsliche Kursgewinn rund 150 Milliarden aus. Demgegenüber steht ein Umsatz von 61,86 Milliarden im abgelaufenen Quartal, mit dem das Unternehmen die Schätzungen von 60,84 um 1,02 Milliarden Dollar übertraf.

Nasdaq 100: Wird aus einem bearishen schnell wieder ein bullishes Chartbild?

Wenn der Wert zwei solcher Schwergewichte zusammen um 400 Milliarden Dollar zulegt, dann bewegt das den gesamten Markt. Und so sprang der Nasdaq 100 nachbörslich um mehr als 200 Punkte nach oben. Damit machte der Technologieindex nicht nur die vorgestrigen Kursverluste wett, er stieg sogar über das Tageshoch vom Vortag. Und so liegen im sehr kurzfristigen Bereich nun schon wieder höhere Hochs und Tiefs und somit ein Aufwärtstrend vor (siehe grüne Linien im folgenden Chart). Das ist leicht bullish zu werten.

Bullish ist auch die erneute Rückeroberung des alten Aufwärtstrendkanals (grün). Endgültig aus dem Schneider sind die Bullen damit allerdings noch nicht. Denn den bearishen Ausbruch aus dem Dreieck (blaue Linien) konnten sie noch nicht wettmachen. Selbst das Tief der Dreiecksformation bei 17.764 Punkten wurde noch nicht zurückerobert. Aber insgesamt kann man sagen, dass die Bären derzeit das Ruder definitiv nicht in festen Händen halten.

Positive Marktreaktion auf erneut schlechte US-Inflationsdaten

Selbst als gestern um 14:30 Uhr (MESZ) erneut schlechte Nachrichten aus den USA in Sachen Inflation kamen, konnten dies die Bären nicht nutzen. Im Gegenteil – die Kurse machten sogar einen Satz nach oben. Das zeigt, wie sehr die Zahlen von Alphabet und Microsoft die Stimmung verändert hat. Der Markt hat sich binnen kürzester Zeit um 180 Grad gedreht. Somit war der vorgestrige Hinweis auf die Unternehmensbilanzen goldrichtig. Und er gilt auch für die kommenden Tage und Wochen, da noch nicht alle Big Techs ihre Zahlen vorgelegt haben. Vor allem NVIDIA dürfte noch einmal für mächtig Wirbel sorgen.

Fazit

Angesichts der aktuellen Kursreaktionen und -entwicklungen (die Aktien von Snap gewannen nach Zahlen gestern rund 30 %) bleibe ich bei meiner Einschätzung für die US-Märkte: Diese haben sich insbesondere durch die extremen Kursgewinne der Magnificent Seven in eine massive Übertreibung hineinmanövriert, die bislang noch kein klares Ende gefunden hat.

Ich halte mich daher von mittelfristigen Investments derzeit weitestgehend fern, warte diesbezüglich auf größere Rücksetzer und versuche derweil kurzfristig lediglich das aktuell wilde Auf und Ab gewinnbringend zu nutzen. Das gelingt derzeit extrem gut.

Ich wünsche auch Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

 

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

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