Warten auf harmonischere Chartbilder

Warten auf harmonischere Chartbilder
von Sven Weisenhaus

Seit dem 25. November habe ich die Leser des Stockstreet-Börsenbriefs „Target-Trend-Spezial“ wiederholt vor der sehr geringen Volatilität am Aktienmarkt gewarnt. Denn „dadurch reicht bereits ein schwacher Handelstag, um die Kursgewinne vieler vorheriger Tage auszuradieren“, hieß es dazu. Zumal der DAX stark überkauft war und man daher zunehmend mit Rücksetzern rechnen musste.

Aktienindizes radieren Gewinne von 3 bzw. 4 Wochen aus

Im „Börse-Intern Premium“ berichtete ich den Lesern dann gestern in der regelmäßig donnerstags erscheinenden Wochenausgabe, dass der DAX jüngst auf das Niveau vom 17. November zurück-gefallen ist und er somit die Kursgewinne von 3 Wochen zunichte gemacht hat. Und weiter: „Gleiches gilt für den Dow Jones und den S&P 500. Der MDAX erreichte vorgestern sogar das tiefste Niveau seit dem 10. November, also seit 4 Wochen. Und dieses Schicksal ereilte auch den Nasdaq 100.

Relativ kleiner Rücksetzer im Dow Jones

Dabei gilt es zu beachten, dass der Dow Jones von seinem jüngsten Hoch aus gesehen in 4 Handelstagen 3,40 % verloren hat. Das ist eigentlich ein recht hoher Wert. Denn nur in 4,6 % aller Fälle seit 1900 verlor der Index im gleichen Zeitraum mehr. Da der Dow Jones aber zuvor in nur 34 Handelstagen um 20,71 % zugelegt hatte, wirkt der Rücksetzer dennoch relativ klein.

Korrekturkursziele, wie die Fibonacci-Retracements (graue Linien), die mindestens erreicht werden sollten, damit man von einer ausreichend großen Korrektur sprechen kann, liegen noch in relativ weiter Ferne“, war dazu gestern in der Wochenausgabe zu lesen. Das Chartbild des Dow Jones strahlt damit zwar Stärke aus und ist somit bullish, es ist aber noch überkauft und bedarf damit eigentlich noch einer weiteren Bereinigung, durch stärkere Rücksetzer oder einer längeren Konsolidierung.

Nasdaq 100 mit schwächsten Dezember-Auftakt seit 1975

Nach wie vor sehen die Chartbilder am Aktienmarkt aber sehr unterschiedlich aus. So zeigt sich der Nasdaq 100 weiterhin relativ schwach. Er hat von seinem jüngsten Hoch in 5 Handelstagen 5,64 % verloren. Und er musste damit den schlechtesten Dezember-Auftakt seit 1975 hinnehmen.

Zudem hat er damit schon 38,20 % der Kurserholung seit dem Korrekturtief korrigiert. Eigentlich könnte man vor diesem Hintergrund argumentieren, dass der Nasdaq 100 damit ausreichend korrigiert hat, um nun wieder seine Aufwärtsbewegung fortzusetzen – wenn da nicht der Verlauf dieser Kurserholung wäre.

Dieser ist geprägt durch viele Überschneidungen in den Auf- und Abwärtsbewegungen der Kurserholung, inklusive des aktuellen Rücksetzers. Die Aufwärtsbewegung wirkt damit nicht wie ein dynamischer Aufwärtsimpuls, sondern hat durch den flachen Verlauf der Aufwärtstendenz (grüner Trendkanal im folgenden Chart) einen korrektiven Charakter. Schließlich notierte der Technologieindex vorgestern auf einem Niveau, welches er auch schon am 24. Oktober gesehen hatte, also vor 6 Wochen bzw. 7 Handelstage nach dem Korrekturtief. Der Kursverlauf deutet damit eher auf eine Gegenbewegung bzw. Konsolidierung im übergeordneten Abwärtstrend. Man könnte auch von einer trendbestätigenden Flagge sprechen.

Das Chartbild im Nasdaq 100 ist also bearish.

Warten auf harmonischere Chartbilder

Wie geht man nun mit einer solchen Marktsituation um? Da gibt es sicherlich verschiedene Möglichkeiten. Ich habe mich jedenfalls für den Weg entschieden, über den ich hier auch kontinuierlich berichtet habe: Ich habe einige Gewinne mitgenommen, um die weitere Kursentwicklung erst einmal zu beobachten. Kommt es zu deutlicheren Rücksetzern, hole ich verkaufte Positionen zu günstigeren Kursen zurück ins Depot. Setzen sich die Kurserholungen fort, nehme ich gegebenenfalls weitere Gewinne mit, um dann beim nächsten Rücksetzer zurückzukaufen.

Jedenfalls habe ich das Risiko im Depot durch Gewinnmitnahmen reduziert. Denn durch die unterschiedlichen Signale, die ich von den Chartbildern erhalte, kann ich aktuell nur sehr schwer beurteilen, wie sich der Markt weiterentwickelt. Sind wir noch in einem Bärenmarkt, worauf der Nasdaq 100 hindeutet? Dann drohen auch noch neue Korrekturtiefs. Oder ist bereits ein neuer Bullenmarkt gestartet, was der Dow Jones signalisiert? Dann liegen die Korrekturtiefs hinter uns. Da ich diese Fragen nicht beantworten kann, halte ich mich tendenziell aus dem Markt heraus, bis ich klarere Signale beobachten kann.

Solche Signale würden zum Beispiel vorliegen, wenn der Nasdaq 100 seine relative Schwäche ablegt und auch in eine dynamische Kurserholung übergeht. Dann würde sich die gesamte Marktsituation weiter aufhellen und das Ende des Bärenmarktes wäre wahrscheinlicher. In diesem Fall würde ich die Investitionsquote wieder erhöhen.
Auch wenn die Schwäche des Nasdaq 100 anhält, zugleich aber die Rücksetzer beim Dow Jones zunehmen, wären die Signale einheitlicher und damit klarer (bearish). In diesem Fall würde ich die Schwäche nutzen und nach Schnäppchenkursen Ausschau halten, um verkaufte Positionen vorsichtig zurück ins Depot zu holen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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