Wie trübe sind die Aussichten für den DAX zum Verfallstag?

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

die jüngste Schwäche des DAX könnte bis zum August-Verfallstag am Freitag dieser Woche anhalten. Die gute Nachricht dabei ist: Die bemerkenswert einseitige Verfallstagspositionierung sollte den weiteren Rückgang ab wenigstens nicht noch verstärken. Trotzdem könnte Ungemach im DAX drohen.

Eine bemerkenswert einseitige Verfallstagspositionierung

Dazu wie immer zunächst ein Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:

Verfallstagsdiagramm DAX August 2019

Beim aktuellen Stand von rund 11.700 Punkten (siehe grüne Pfeile) befindet sich der DAX faktisch schon im bearishen Terrain der Verfallstagspositionierung. Das ist daran erkennbar, dass unterhalb des aktuellen Kursniveaus nur noch ganz wenige Call-Positionen (blaue Balken) liegen, aber die meisten roten und der Pfeil im „Schüsseldiagramm“ (unten) schon ein gutes Stück den roten Abhang hinaufgeklettert ist.

Das bedeutet, dass vorerst kein größerer Aufwärtsdruck den DAX mehr nach oben treibt/treiben kann, weil einige Stillhalter ihre Call-Positionen absichern müssen, die ins Geld laufen. Die nächste größere Call-Position liegt erst bei der runden 12.000er Marke.

Die 12.000er Marke ist zwar das formale Kursziel der Verfallstagsanalyse, aber die Bullen müssten den DAX dann schon ein gutes Stück nach oben schieben, damit dieses Ziel realistisch wird. Erst, wenn sich die ersten Call-Stillhalter zum Handeln (Absichern) bequemen müssen, käme aus Sicht der Verfallstagsanalyse wieder mehr Bewegung in den DAX.

Das Kurs-„Ziel“ des DAX zum Verfallstag

Bei einem weiteren Absacken des DAX-Kurses laufen zwar weitere Put-Positionen (rote Balken) ins Geld, aber erfahrungsgemäß werden diese weniger konsequent abgesichert als Call-Positionen. Zudem kommt erst bei 11.500 Punkten die nächste etwas größere Put-Position ins Spiel. Damit lastet vorerst auch wenig Abwärtsdruck auf dem DAX.

Aus Sicht der Stillhalter wäre es eigentlich optimal, wenn der DAX sich bis Freitag gar nicht mehr bewegen würde. Dann wären die Call-Stillhalter fast komplett aus dem Schneider und viele Put-Stillhalter ebenfalls. Diejenigen Put-Stillhalter, deren Positionen bereits im Geld liegen, haben sich entweder mit ihrer Lage abgefunden oder diese Positionen bereits abgesichert.

Damit ist mit Blick auf den Verfallstag die Lage im DAX als neutral einzuschätzen und realistischerweise nur eine Seitwärtsbewegung mit dem Ziel eines unveränderten DAX-Kurses bei 11.700 Punkten zu erwarten.

Was der Blick auf den DAX-Chart zum Verfallstag erwarten lässt

Anders sieht das beim Blick auf den folgenden DAX-Chart aus:

DAX - Tageschart seit Oktober 2018

Denn mit dem jüngsten Rückfall hat der DAX ein neues Zwischentief markiert (siehe grüner Pfeil). Wegen des sofortigen Wiederanstiegs kann man natürlich argumentieren, dass er nur das Juni-Tief (hellgrüne Linie) getestet hat und dieser Test – abgesehen von einem kurzen Fehlausbruch nach unten – auch erfolgreich verlaufen ist.

Aber es gibt eben ein neues Tief, und weil es zuvor nach dem Jahreshoch (gelbe Ellipse) schon ein neues tieferes Hoch gab, liegt nun formal eine Abwärtstendenz vor, die z.B. innerhalb der blauen Linien verlaufen könnte.

Nun hat der DAX allerdings mit dem jüngsten Tief eventuell einen neuen Aufwärtstrend bestätigt (dunkelgrüne Linien). Doch dieser neigt von Anfang an zur Schwäche, denn mit dem Jahreshoch wurde eben nicht mehr dessen Oberkante erreicht, was häufig ein Vorzeichen dafür ist, dass dieser Trend bald gebrochen wird.

Die Charttechnik spricht allerdings für ein anderes Szenario

Und leider spricht auch die jüngste kurzfristige Kursbewegung des DAX für eine Fortsetzung der Schwäche: Mit dem Rückfall in der Vorwoche durchschlug der Kurs die wichtige Unterstützungszone um 11.800 Punkte (grün) und fiel sogar wieder in den alten roten Abwärtstrend zurück, der den DAX bis vor kurzem seit Anfang 2018 begleitete. Am Donnerstag konnte er diesen zwar kurzzeitig verlassen, fiel aber am Freitag wieder dorthin zurück (siehe roter Pfeil). Auch am gestrigen Montag schien ein erneuter Erholungsversuch in der grünen Zone hängen zu bleiben.

Damit droht die Gegenbewegung bereits an der grünen Zone zu scheitern. Ein nachhaltiger Rückfall in den roten Kanal wäre aber ein sehr bearishes Zeichen und könnte die alte, übergeordnete Abwärtsbewegung fortsetzen. Dann ist zu erwarten, dass auch einige Langfristinvestoren aussteigen und damit die Kurse weiter drücken.

Wenn das kurzfristig geschieht und dabei dann auch wieder neue Tiefs markiert werden, könnte der DAX bis zum Verfallstag doch noch stärker unter Druck kommen. Dann könnten auch weitere Put-Stillhalter bewegt werden, ihre Positionen abzusichern oder aufzulösen und so den Kursdruck weiter erhöhen.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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