Wie Zinserwartungen den Wechselkurs treiben

Die gestrige Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist in dieser Woche zweifellos das wichtigste Ereignis für die Börsen. Wir können jedoch auch einmal in Richtung Osten blicken, wo die Bank of Japan (BoJ) die Geldpolitik im Währungsraum des Yen steuert.

Bank of Japan hält an expansiver Geldpolitik vorerst unverändert fest

Am vergangenen Freitag hat diese ihren Leitzins – wie erwartet – unverändert bei -0,10 % belassen. Gleichzeitig wurde die „forward guidance“ bestätigt, wonach mit einer Politik der Zinskurvenkontrolle sowohl die kurz- als auch die langfristigen Zinsen noch für längere Zeit auf extrem niedrigem Niveau verbleiben sollen. Die Rendite 10-jähriger Anleihen soll weiterhin bei 0 % gehalten werden. Insoweit also nichts Neues.

Währungshüter sehen größere Wachstumsrisiken

Doch etwas war spannend: Die japanischen Währungshüter wiesen darauf hin, dass die Wachstumsrisiken vor allem für die Industrie und deren Exporttätigkeit zugenommen haben. Derartige Aussagen verwundern mit Blick auf die aktuellen Wirtschaftsdaten nicht. Denn die japanische Industrieproduktion verzeichnete im Januar den größten Rückgang gegenüber dem Vormonat in einem Jahr. Und die Exporte des Landes sanken im Januar um 5,3 % gegenüber dem Vormonat.

Inflationsziel rückt in weitere Ferne

Vor dem Hintergrund dieser Daten werde es noch schwieriger, das Inflationsziel von 2 % zu erreichen, so die BoJ. Schon auf der Sitzung in Januar wurde die Prognose für die Teuerung spürbar nach unten korrigiert. Mit nur noch +0,9 % (zuvor: +1,4 %) wird die Zielmarke der Notenbank demnach erneut klar verfehlt werden. Und das dürfte auch noch im Folgejahr der Fall sein. Denn für das Fiskaljahr, das bis Ende März 2021 läuft, rechnet die Notenbank mit einem Preisanstieg von 1,4 % (zuvor: 1,5 %).

Geldpolitik könnte noch expansiver werden

Ein Erreichen des Inflationsziels wäre aber Grundvoraussetzung für eine geldpolitische Wende. Und entsprechend wird die Geldpolitik der Bank of Japan noch auf lange Sicht expansiv bleiben. Zurzeit mehren sich die Hinweise, dass sie sogar noch lockerer werden könnte. Denn die BoJ kündigte bereits an, weitere Lockerungen vorzunehmen, wenn die Preisdynamik noch stärker nachlässt.

Der Yen könnte dadurch an Wert verlieren

Und diese Information ist sehr wichtig für Devisenhändler und -trader. Denn eine expansive Geldpolitik schwächt tendenziell die eigene Währung – im Hinblick auf die Bank of Japan also den Yen. Vor allem wenn die US-Notenbank mehr Zinsanhebungen andeuten wird, als aktuell vom Markt erwartet (siehe auch Torsten Ewerts Analyse vom vergangenen Montag), dürfte der Yen gegenüber dem US-Dollar Schwäche zeigen.

Von einem Anstieg des USD/JPY profitiert

Auf diesen Zusammenhang hatte ich schon mehrfach hingewiesen, zuletzt im Mai 2018. Damals befand sich der USD/JPY noch in einem Abwärtstrend (rot im folgenden Chart vom 17.05.2018) – der Yen hatte also gegenüber dem Dollar Stärke gezeigt. Doch seit dem Tief vom 26.03.2018 bei ca. 104,6 Yen tendierte der Wechselkurs innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends bereits aufwärts.

USD/JPY - Chartanalyse vom 17.05.2018

Und aufgrund der Erfahrung, wonach eine unter expansiver Geldpolitik stehende Währung Schwäche und eine Währung mit restriktiverer Geldpolitik Stärke zeigen müsste, riet ich damals zu Long-Positionen, bei denen man am oberen Ende des Abwärtstrendkanals bei ca. 112 Yen (Teil-)Gewinne mitnehmen und zunächst die weitere Entwicklung abwarten sollte. „Kann der Abwärtstrendkanal – möglichst erst nach einer Konsolidierung – gebrochen werden, wäre ein erneuter Long-Trade sinnvoll. Die nächsten Ziele wären dann das obere Ende der Seitwärtsrange bei ca. 114 Yen…“, hieß es weiter.

Und mit Blick auf den folgenden Chart zeigt sich, dass diese Tradingstrategie hervorragend funktioniert hat. Denn das obere Ende des Abwärtstrendkanals wurde nicht nur erreicht, sondern sogar recht dynamisch überwunden. Doch anschließend kam es zu der Konsolidierung. Und darauf folgte dann im Rahmen eines Aufwärtstrendkanals (grün) der Anstieg bis an das obere Ende der Seitwärtsrange (gelbes Rechteck) bei ca. 114 Yen.

USD/JPY - Chartanalyse

Dort stießen die Kurse auf Widerstand, so dass sie in eine Konsolidierung gingen. Und zum Jahreswechsel kam es dann zu einem scharfen Rücksetzer. Zu einem Großteil wurde dieser ausgelöst, weil die Aktienkurse einbrachen und der Yen wieder verstärkt als sicherer Hafen gesucht wurde. Aber der Kursrückgang kann auch mit den veränderten Leitzinserwartungen in den USA begründet werden. Zeitlich passt dies genau. Denn besonders nach der letzten Zinsanhebung der Fed im Dezember 2018 nahmen die Märkte ihre Zinserwartungen deutlich zurück, wie Torsten Ewert am Montag mit einer Grafik eindrucksvoll darlegte.

Im Januar ruderte, wie oben bereits beschrieben, allerdings auch die Bank of Japan mit ihren Inflationserwartungen zurück, während sich die Zinserwartungen in den USA seitdem kaum noch verändert haben. So wurde der Yen wieder schwächer und der Dollar konnte zum Yen erneut zulegen – der USD/JPY stieg also wieder an. Aufgrund dieser Entwicklungen setzte sich bis heute letztlich die Seitwärtstendenz (gelbes Rechteck) fort.

Wie man den USD/JPY nun handeln kann

Die weitere Kursentwicklung des USD/JPY wird davon abhängen, wie weit die US-Notenbank ihre Zinsprognosen zurücknimmt. Wie oben bereits geschrieben, wird der USD/JPY umso höher steigen, je stärker der aktualisierte Fed-Zinspfad von den aktuellen Markterwartungen nach oben abweicht. Sollten die Markterwartungen dagegen erfüllt werden, dürfte sich der Wechselkurs wohl vorerst weiter zwischen 110 und 112 Yen aufhalten.

Im weiteren Verlauf könnte man dann die übergeordnete Seitwärtsspanne (gelbes Rechteck) traden, indem man im unteren Bereich long und am oberen Ende short geht. Allerdings würde ich angesichts der wirtschaftlichen und geldpolitischen Unterschiede zwischen Japan und den USA aktuell wieder Long-Positionen bevorzugen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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