Bullishe Signale der Aktienmärkte mit Vorsicht genießen!

Die Aktienmärkte zeigen derzeit deutliche Stärke. Sowohl der S&P 500 als auch der Technologieindex Nasdaq 100 konnten vorgestern ein neues Allzeithoch markieren. Der DAX war schon vor einer Woche auf ein neues Jahreshoch ausgebrochen und konnte seitdem weiter zulegen. Vielfach können Sie daher bereits vom Start der Jahresendrally lesen. Doch ist die (Seitwärts-)Konsolidierung der vergangenen Wochen und Monate durch diese bullishen Signale tatsächlich beendet und setzen sich jetzt die übergeordneten Aufwärtstrends fort?

Fehlsignale einkalkulieren!

Aktuell sieht tatsächlich vieles danach aus. Und daher sollte man von Short-Positionen derzeit sicherlich die Finger lassen. Doch auch beim Eingehen neuer Long-Trades ist noch Vorsicht geboten. Denn gerade in größeren Seitwärtskonsolidierungen kommt es häufig zu Fehlausbrüchen. Und einen solchen haben wir quasi vorgestern auch schon beim Dow Jones gesehen (siehe folgender Chart). Zwar konnte der Index eine kurzfristige Abwärtstrendlinie überwinden (grüne Ellipse), doch an den jüngsten Hochs von Mitte Oktober (horizontale Linie) kam es zu einem Fehlausbruch (roter Pfeil). Der Dow Jones konnte dadurch seinen Index-„Kollegen“ vorgestern noch nicht auf neue (Trend-)Höhen folgen.

Dow Jones - kurzfristige Chartanalyse

Auch der bullishe Ausbruch im S&P 500 (siehe grüner Kreis im folgenden Chart) ist noch keineswegs nachhaltig. Denn hier sehen sich die Bullen noch mit einer weiteren wichtigen Hürde konfrontiert – der Aufwärtslinie einer möglichen Trompetenformation (obere blaue Linie).

S&P 500 - Chartanalyse

Prallt der S&P 500 an diesem Widerstand ab und/oder rutscht er unter das ehemalige Allzeithoch zurück, läge auch hier ein Fehlsignal vor. In diesem Fall müsste man von einer Fortsetzung der Seitwärtskonsolidierung ausgehen, so wie sie aus saisonaler Sicht in US-Vorwahljahren auch zu erwarten ist.

DAX ist reif für eine erneute Konsolidierung

Auch der DAX hat nach seinem Ausbruch (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart) noch eine wichtige Hürde vor sich – die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten. Verstärkt wird dieser Widerstand dadurch, dass der DAX die Mittellinie bei 12.945 Punkten erreicht hat und diese gerade durch die ehemalige Aufwärtstrendlinie (grün) gekreuzt wird.

DAX - Target-Trend-Analyse

Letztere hat sich auf dem Weg nach oben jüngst schon mehrere Male als Hürde erwiesen. Und an Mittellinien muss man grundsätzlich mit Konsolidierungen rechnen. Daher dürfte es auch der DAX nicht leicht haben, nachhaltig weiter zuzulegen. Zumal er durch den jüngsten Anstieg seit Anfang Oktober bereits wieder kurzfristig überkauft erscheint.

Fed-Sitzung kann die Entscheidung bringen

Ausschlaggebend für die weitere Kursentwicklung wird die heutige Zinsentscheidung der US-Notenbank sein. Vor diesem wichtigen Ereignis werden die Märkte in eine abwartende Haltung übergehen, so dass auch deshalb nicht mit weiteren (stärkeren) Kursgewinnen zu rechnen ist. Und sollten sich die Anleger heute unzufrieden mit dem Ergebnis der Zinssitzung oder den Aussagen von Jerome Powell zeigen, werden sich Bullenfallen im S&P 500 und Nasdaq 100 wohl kaum mehr vermeiden lassen. Erklären sich die Märkte allerdings mit der Geldpolitik einverstanden, wird der nachhaltige Ausbruch der Aktienindizes gelingen. In diesem Fall kann man prozyklisch einsteigen. Dabei würde ich aber nicht gleich „alles auf eine Karte setzen“, sondern besonnen vorgehen. Denn es bleiben Risiken.

USA wollen Produkte von Huawei und ZTE verbannen

So wurden die jüngsten Kursgewinne an den Aktienmärkten laut Medien (wieder einmal) durch Hoffnung auf einen baldigen Abschluss eines Handelsabkommens zwischen den USA und China beflügelt. Schließlich hatten die USA und China am Wochenende verlauten lassen, dass das vereinbarte Teil-Abkommen kurz vor der Unterschriftsreife stehe. Doch vorgestern gab es auch die Meldung, dass die US-Telekommunikationsbehörde FCC einen Bann gegen die chinesischen Konzerne Huawei und ZTE aussprechen will. Und dies könnte den Chinesen sauer aufstoßen und die Verhandlungen belasten.

China will Zölle auf weitere US-Produkte erheben

Aber auch umgekehrt wurde wieder Öl ins Feuer gegossen. Denn China will neue Strafzölle auf US-Exporte im Umfang von 2,4 Milliarden Dollar erheben. Das geht aus einem an die Welthandelsorganisation (WTO) gerichteten Antrag hervor, über den der WTO-Streitschlichtungsausschuss vorgestern bereits beraten hat.

Hintergrund ist ein Streitfall aus dem Jahr 2012. China hatte sich damals über US-amerikanische Ausgleichszölle beschwert, die verhängt wurden, weil China nach Überzeugung der US-Regierung Staatsunternehmen unerlaubte Subventionen gezahlt haben soll. WTO-Schlichter bemängelten jedoch das US-Vorgehen, woraufhin die USA ihre Ausgleichszölle anpassten. China ging das aber nicht weit genug. Und im Juli 2019 bestätigten WTO-Schlichter, dass die USA die WTO-Vorgaben nicht vollständig umgesetzt hatten.

Nach den WTO-Statuten stehen China nun die geplanten Strafzölle zu. Sie sind damit vergleichbar mit den US-Zöllen auf europäische Produkte, die wegen der rechtswidrigen Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus beschlossen wurden. Und sie werden daher nicht als Gegenmaßnahme im Handelsstreit eingeführt. Doch möglicherweise wird US-Präsident Donald Trump dieser Argumentation nicht folgen.

Anlagenotstand treibt die Aktienmärkte

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Aktienmärkte derzeit mehrheitlich klar bullishe Signale zeigen, doch ob diese wirklich von den vermeintlich positiven Entwicklungen im Handelsstreit getragen werden, darf bezweifelt werden. Mit Blick auf die heutige Zinsentscheidung der US-Notenbank und der erwarteten Zinssenkung um erneut 25 Basispunkte ist es wohl eher der schlichte Anlagenotstand, der die Aktienmärkte zwangsläufig weiter antreibt.

Mir erscheint dies aber kein guter Grund, breit in den Aktienmarkt einzusteigen. Stattdessen würde ich nur sehr selektiv Anlagechancen nutzen, zum Beispiel spekulativ im Falle von charttechnisch bullishen Signalen oder fundamental im Falle von günstig bewerteten Aktien. Wo sich solche Anlagechancen noch finden lassen, verraten wir Ihnen konkret in den Stockstreet-Börsendiensten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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