Der DAX zum November-Verfallstag

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

wie schon zum Oktober-Verfallstag ist der DAX auch im November schon weit in das bullishe Terrain der Positionen zum Verfallstag am Freitag dieser Woche hineingelaufen. Eine solche Konstellation macht die Prognose stets etwas schwieriger.

Die aktuelle Positionierung zum Verfallstag

Grund dafür ist, dass man dann immer nur spekulieren kann, welche der Positionen, die sich schon im Geld befinden, wie stark abgesichert sind. Generell geht man natürlich davon aus, dass jede Position im Notfall abgesichert wird. In der Praxis wird es aber immer wieder so sein, dass manche Investoren eine Absicherung nicht vornehmen können oder wollen. Erfahrungsgemäß werden insbesondere Put-Positionen seltener durch die Stillhalter abgesichert.

Mit diesen Hinweisen im Hinterkopf werfen wir nun den obligatorischen Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:

Verfallstagsdiagramm DAX November 2019

Weit im positiven Terrain

Beim gestrigen DAX-Stand von ca. 13.200 Punkten (siehe grüne Pfeile im Chart oben) ist der DAX aus Sicht der Stillhalter schon weit in das Call-Terrain vorgedrungen. Das wird insbesondere in der „Schüsselkurve“ im unteren Chartteil deutlich, wo der Pfeil schon ein ordentliches Stück den blauen Hang hinaufgeklettert ist. Das bedeutet, dass schon sehr viele Call-Positionen (blaue Balken) im Geld liegen und kaum noch Put-Positionen (rote Balken) oberhalb des aktuellen DAX-Niveaus liegen.

Die meisten dieser Call-Positionen dürften also längst abgesichert sein. Das gilt insbesondere für die größte Call-Position bei 12.650 Punkten. Solche abgesicherten Positionen, kann man daher bei der Kurszielabschätzung weitgehend unberücksichtigt lassen.

Man darf aber nicht vergessen, dass diese Absicherungen auch wieder aufgelöst werden, wenn diese Positionen wieder aus dem Geld laufen sollten. Bei Call-Positionen geschieht das, wenn der Kurs unter den Basispreis der entsprechenden Position sinkt. Genauso wie die Eröffnung von Absicherungspositionen treibt deren Auflösung den Kurs weiter in die Richtung, die zur Eröffnung oder Auflösung führte. Bei Call-Positionen führen steigende Kurse zur Eröffnung einer Absicherung, sinkende Kurse hingegen zu ihrer Auflösung. Bei Puts ist es umgekehrt.

Das naheliegende Kursziel des DAX zum Verfallstag

Bei 13.200 Punkten steht der DAX in unmittelbarer Nähe zur aktuell größten Call-Position im aktuellen Kursbereich, die bei 13.150 Punkten liegt. Sowohl nach oben als auch nach unten nimmt die Zahl der Calls erst einmal ab. Damit sinkt auch der Druck, der durch die Eröffnung neuer oder die Auflösung schon bestehender Call-Absicherungspositionen entstehen würde.

Dynamische Kursbewegungen sind daher aus Sicht der Verfallstagspositionierung in dieser Woche eher nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Die Stillhalter dürften versuchen, den DAX auf dem aktuellen Niveau zu halten bzw. bis zum Freitag an die 13.150-Punkte-Marke zu führen – schließlich verursacht die Auflösung bestehender Absicherungspositionen wieder neue Transaktionskosten und verringert damit den Gewinn der Stillhalter. Die 13.150-Punkte-Marke ist also nicht nur ein mögliches, sondern auch ein recht wahrscheinliches Kursziel für den DAX zum Verfallstermin.

Die Chartsituation bis zum Verfallstag

Aber da natürlich nicht nur der Verfallstag den DAX beeinflusst, sind jederzeit neue Kursbewegungen in die eine oder andere Richtung möglich, auf welche die Stillhalter reagieren müssten. Wie die „Schüsselkurve“ im unteren Teil des obigen Verfallstagsdiagramms zeigt, wären dabei für die Stillhalter Kursrückgänge insgesamt vorteilhafter, da sie die Gesamtkosten reduzieren würden, die zum Verfallstermin fällig werden.

Dass dabei der optimale Wert von 12.700 Punkten (das Minimum der „Schüsselkurve“) erreicht wird, ist unwahrscheinlich, aber natürlich hat der DAX nach der jüngsten Rally ein gewisses Rückschlagpotenzial, zumal er immer noch klar überkauft ist. Die Charttechnik spielt also den Stillhaltern prinzipiell in die Hände. Werfen wir also auch einen Blick auf den aktuellen DAX-Chart:

DAX - Tageschart seit Mai 2018

Das sind die alternativen Kursziele bei einem Rücksetzer

Der DAX hat in der Vorwoche dynamisch das letzte schmale Widerstandsband (grün) vor seinem Allzeithoch bei knapp 13.600 Punkten (rote Linie) übersprungen. Gestern tauchte er zwar kurzzeitig wieder darunter und schien damit schon die oben erwähnte Zielmarke bei 13.150 Punkten ansteuern zu wollen (das vorgestrige Tagestief lag bei 13.144,09 Punkten).

Es scheint aber so, als könnten die Bullen den DAX erst einmal über der grünen Zone stabilisieren. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX am Verfallstag deutlich tiefer steht als bei 13.150 Punkten, denn die grüne Unterstützung wird bereits durch das gestrige Tief verstärkt. Aus Sicht des Verfallstagsdiagramms kommen dagegen als weitere Kursziele die runde 13.000er Marke, aber auch 12.900 Punkte infrage.

Warum ein Ausbruch nach oben in dieser Woche eher unwahrscheinlich ist

Charttechnisch ist dabei natürlich vor allem die 13.000-Punkte Marke bedeutsam: Dort befindet sich ein kleines Zwischenhoch, das Ende Oktober gebildet wurde, und die Kurslücke, mit welcher der DAX in der Vorwoche diese runde Marke übersprang. Bei 12.900 Punkten liegt hingegen nur ein altes Zwischenhoch von Ende Juli 2018 (siehe schwarze Linie). Diese Unterstützung ist aber durch die jüngsten Kursbewegungen weniger relevant geworden Allerdings schneidet die Mittellinie des aktuellen Aufwärtstrends zum Verfallstag die 12.900-Punkte-Linie. Da aufgrund der überkauften Lage im DAX nun jederzeit ein Rücksetzer möglich ist, könnte der DAX also auch noch 13.000 bzw. 12.900 Punkte zum Verfallstag erreichen.

Ein DAX-Stand deutlich über dem aktuellen Niveau oder gar oberhalb des in der Vorwoche markierten Jahreshochs ist dagegen sowohl aus Sicht der Verfallstagspositionierung als auch aus charttechnischem Blickwinkel unwahrscheinlich. Dafür müsste schon eine neue positive, kursbewegende Nachricht auf die Märkte treffen, die den DAX auf neue Höhen katapultiert.

Mit besten Grüßen

Ihr Torsten Ewert

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

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