Berichtssaison: Es reicht nicht, die Erwartungen nur leicht zu schlagen

Berichtssaison: Es reicht nicht, die Erwartungen nur leicht zu schlagen
von Sven Weisenhaus

Die Berichtssaison zum 1. Quartal 2024 läuft langsam an. Was ist aktuell zu erwarten? Laut den Analysten der LSEG wird für die Unternehmen aus dem S&P 500 mit einem Gewinnwachstum von durchschnittlich 2,7 % gerechnet.


(Quelle: LSEG)

Vor ziemlich genau einem Monat waren es noch +5,0 % (siehe „S&P 500: Kurse steigen schneller als die Gewinne“). Die Analysten haben ihre Gewinnerwartungen also wie üblich im Vorfeld der Berichtssaison wieder heruntergeschraubt. FactSet nennt sogar nur einen Wert von +0,9 %, verweist aber darauf, dass die meisten Unternehmen in der Vergangenheit letztlich Gewinne meldeten, die über den Erwartungen lagen.

Reduzierte Erwartungen werden regelmäßig deutlich übertroffen

In 37 der letzten 40 Quartale übertraf die tatsächliche Wachstumsrate der Gewinne die geschätzte. Die einzigen Ausnahmen waren Q1 2020, Q3 2022 und Q4 2022. Dabei lagen die tatsächlichen Gewinne in den vergangenen 10 Jahren im Durchschnitt um 6,7 % über den Erwartungen, wobei 74 % der Unternehmen besser abschnitten als prognostiziert. Infolgedessen stieg die Gewinnwachstumsrate vom Ende des Quartals bis zum Ende der Berichtssaison im Durchschnitt der letzten 10 Jahren um 5,5 Prozentpunkte. Auf 5-Jahres-Sicht liegen die jeweiligen Werte sogar bei 8,5 %, 77 % und 7,2 %.

Geht man davon aus, dass das auch dieses Mal der Fall sein wird, kann man laut FactSet für den S&P 500 mit einem Gewinnwachstum von im Schnitt zwischen 7,3 % und 10,6 % gegenüber dem Vorjahr rechnen.

Es reicht nicht, die Erwartungen nur leicht zu schlagen

Mit anderen Worten: Die Erwartungen sind aktuell niedrig, die “Flüsterschätzungen” dagegen recht hoch. Und erste Kursreaktionen auf die Ergebnisse einiger US-Großbanken haben gezeigt, dass es womöglich nicht ausreicht, die Analystenprognosen nur zu schlagen. Wenn dabei der Ausblick die Erwartungen der Anleger nicht erfüllt, kann es schnell einige Prozentpunkte abwärts gehen mit den Aktienkursen.

Gewinnmitnahmen: Stimmung am Aktienmarkt hat gedreht

Diese Gefahr ist aktuell besonders groß, weil die Stimmung der Anleger dabei ist, sich zu drehen. Wurden bis vor kurzem noch immer die Rosinen aus allen Nachrichten herausgepickt, um die Kurse weiter nach oben treiben zu können, so neigen inzwischen einige Anleger zu Gewinnmitnahmen.

Ich kann Ihnen auch einige Beispiele nennen: Während ich diese Zeilen schreibe, verloren die Aktien von Deutz alleine gestern rund 5 %, ebenso wie Heidelberger Druck, TUI büßt mehr als 6 % ein, ArcelorMittal fast 7 % und Salzgitter sogar mehr als 8 %. Das sind gleich 5 von 22 Werten, die ich eigentlich als Kauf-Kandidaten auf meiner Beobachtungsliste hatte. Doch durch die sehr starken Kursrückgänge nehme ich von Käufen natürlich erst einmal Abstand.

Nasdaq 100 mit bearishem Ausbruch

Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Nasdaq 100 aus seinem symmetrischen Dreieck nach unten ausgebrochen ist (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).

Zwar dient aktuell noch das Hoch vom 24. Januar bei 17.665,26 Punkten als Unterstützung, doch solange eine Rückkehr in die Dreiecksformation nicht gelingt, sind die kurzfristigen Signale klar bearish und die Ausbruchsbewegung intakt, so dass mit weiter fallenden Kursen zu rechnen ist.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

Sven Weisenhaus ist Chefredakteur des renommierten Börsen-Newsletters Börse-Intern, der vom bekannten Börsen-Portal Stockstreet.de herausgegeben wird. Er schreibt dort auch die Analysen des „Target-Trend-Spezial“ - einem börsentäglichen Dienst, der den DAX und andere Indices nach der berühmten Target-Trend-Methode analysiert.

www.stockstreet.de

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *